Der Walter Lehning Verlag
Die Geburtsstunde des Lehning Verlages war kurz nach Kriegsende im Jahre 1946. Gründer war Walter Lehning. Sein Verlag veröffentlichte Roman, Kriminalromane, Taschenbücher, Zeitschriften. Einem breiteren Publikum bekannt war die Taschenbuchreihe „Das Lehning Buch“, aber auch die utopischen Taschenbuchromane Luna Utopia und Luna Weltall. Erst im Jahre 1953 startete der Verlag mit der Veröffentlichung von Comics. Die Herausgabe von Comics blieb dann auch das wichtigste finanzielle Standbein des Verlages bis zu dessen Insolvenz im Jahre 1968.
Die wichtigsten Comic-Serien des Verlages waren Akim und Fulgor, Weltraumfahrer Nick, Falk, Sigurd, Tibor, Jan Maat, Kit Carson der Meisterscout des Wilden Westens, Roy Stark sowie eine karl-May-Serie mit Winnetou und Old Shatterhand, mit Kara Ben Nemsi und Old Surehand im Zeitraum zwischen 1963 und 1965.
Zu den Zeichnern gehörten Hansrudi Wäscher und später auch Harry Ehrt und Helmut Nickel. Insgesamt veröffentlichte der Verlag nahezu 9000 Romane und Comics.
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Comics als Sammelgebiet
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Falk, Ritter von Steinfeld
Sigurd, der ritterliche Held
Tibor, Sohn des Dschungels
Akim – Tibor – Falk – Sigurd – Nick – Fulgor -Jan Maat – Kit Carson – Roy Stark
Oktober 1st, 2016 at 16:00
Hallo,
es gab noch viele weitere Comicserien beim Lehning-Verlag, die man alle gar nicht aufzählen kann.
Da wären beispielsweise die vielen Kleinband-Serien die nicht von deutschen (vor allem H.R. Wäscher) und italienischen Zeichnern stammten, sondern die sog. Kleinbände aus Frankreich. Dazu gehört beispielweise der von Regina genannte „Brik“, aber auch „Ivanhoe“, „Robin Hood“, „Lancelot“, „Marco Polo“, Gert.
Noch in den 50er Jahren erschienen in einem halb so großen Format die sog. Kolibris wie Gert, der Schiffsjunge oder Jörg-Abenteuer eines Jungen im 30jährigen Krieg.
Auch Funnies à la Micky Maus und Fix und Foxi gab es bei Lehning, z.B. Hörni (ein Eichhörnchen), Daffy Duck (Bugs Bunny hieß da Snurre und Schweinchen Dick = Pelle), Jan Maat.
Selbst mit einem speziell an Mädchen orientierten Comics versuchte man sich: Peggy die Reporterin.
Lehning war ein Comicpionier, er hat sehr viel ausprobiert und keine Gelegenheit ausgelassen, bereits bei ihm erschienene Comics nachzudrucken. Dies galt ganz besonders für die populären Serien wie Sigurd (der Renner schlechthin), Akim, Tibor und Falk.
Aber auch bei nicht so geschätzten Heften gab es verlagseigene Reprints. Die „Abenteuer der Weltgeschichte“ gab es später noch einmal kurzfristig als „Bunte Welt“.
Besonders kurios war sein sog. Piccolo Großband. Da wurden drei Piccolos (Streifenhefte) der Serien Tibor, Kit und Nick einfach unter einander gedruckt und ungeschnitten verkauft.
Man ahnt es schon angesichts dieses Nachdruck-Eifers: Lehning kam es vor allem auf eine billige Herstellung an.
Das war in den 1950er Jahren ein gutes Konzept, als die Menschen und damit auch die Kinder sehr wenig Geld hatten. Aber in de 1960er Jahren war dies nicht mehr der richtige Weg. Lehning wollte dies aber nicht akzeptieren. Kurz vor dem Ende des Verlags gab es sogar noch einen Anachronismus. In einer Zeit wo nun ausschließlich Comics im DIN-A4-Format (und z.T. größer) den Markt beherrschten veröffentlichte er noch einmal drei Piccolo-Serien (von der Höhe ungefähr ein Drittel eines DIN-A4-Blattes). Die wurden z.T. nicht einmal in den Ständen der Händler gesehen. Bezeichnenderweise verschwanden die drei Piccoloserien, so wie beispielsweise auch sein Dauerbrenner „Sigurd“ im April 1968 von heute auf morgen. Lehning war pleite.
Drei Jahre später versuchte noch einmal sein Sohn Bernd mit dem sogenannten Lehning-Drachen-Verlag das Geschäftsmodell wieder zu beleben: Anders als bei seinem Vater war die Papierqualität und der Druck besser, der Umfang entsprach der Marktsitution und Bernd setzte konsequent auf zwei Großserien „Tibor“ und natürlich „Sigurd“. Nach Walter Lehnings Tod 1971 blieb jedoch die Finanzierung aus und so wurden die Lehning-Drachen-Hefte nach sieben Heften wieder eingestellt.
Gut zehn Jahre später druckten dann zunächst der Abi Melzer, der Comic-Buch-Club (CBC) und der Norbert-Hethke-Verlag die Lehning-Hefte erneut nach. Vor allem Norbert Hethke war es zu verdanken, dass die ganzen Lehning-Hefte noch einmal eine Renaissance erlebten. Er arbeitete sehr professionell, war aber zugleich menschlich eingestellt und verlor nicht den Kontakt zu den Fans (z.B. war er Herausgeber des Comic-Preiskatalogs und später Veranstalter der größten deutschen Comic-Börse in Köln.
Von Norbert Hethke profitierte die ganze Comicszene mit. Sein überraschender Tod 2007 zeigte jedoch auch eine Schwachstelle auf. Der Verlag stellte innerhalb weniger Wochen die Tätigkeit ein und damit endeten auch die viele Nachdrucke bei ihm. Sein Sohn Volker verkaufte dann die Restbestände noch zwei Jahre weiter und damit war auch dieses Kapitel beendet.
Mittlerweile versuchen mehrere Verlage die „alten“ Comicserien fortzusetzen. Allerdings ist der Preis relativ hoch und der „Hauszeichner“ HR Wäscher beteiligte sich aus Altersgründen auch de facto nicht mehr daran. In diesem Jahr ist er leider auch verstorben.
Ich denke es war eine wunderbare Zeit, sowohl für die Kinder der 1950er und 1960er Jahre und ebenso wunderschön, dass Hethke und Wäscher mehr als zehn Jahre nach dem Verlags-Aus die alten Helden noch einmal und dies sogar für fast drei Jahrzehnte wieder publizierten.
Wer hat schon das Glück, dass Kinderträume im Erwachsenenalter noch einmal lebendig werden.
Dezember 7th, 2008 at 16:22
Hallo, ich habe in einen alten Karton zwei alte Comic’s gefunden. Diese sind nach meiner Schätzung irgendwo vor 1965. Es handelt sich um zwei BRIK Hefte (Pirat der sieben Meere), beide in schwarzweiß mit farbigen Umschlag. Beide vom Walter Lehnig Verlag (Hannover). Das eine: Band 30 – Verschwörung von Saint Malo (hat einmal 75Pf. gekostet und hat am Rückumschlag einen kleinen Riss) das zweite: Band 49 – Der Blinde (selber Preis ist noch recht gut in Schuss). … könnt Ihr mir bitte verraten was die Teile Wert sein könnten?
l.G. Regina