Osterhasen, Ostereier

Osterhasen und Ostereier

Ostern als Sammelgebiet

Ostern gehört mittlerweile nicht nur zu den wichtigsten Fest- und Feiertagen weltweit, das Thema Ostern ist auch zu einem umfangreichen und vielbeachteten Sammelgebiet geworden. Dies liegt auch daran, dass das Angebotsspektrum extrem weit gefächert ist. Es streut zudem in viele andere Sammelgebiete hinein. Spezifisch Ostern bezogenes gibt es im Bereich Bücher mit einer bunten und vielfältigen Osterliteratur, im Bereich Blechspielzeug und Holzspielzeug mit den vielen Holzhasen und Blechhasen, im Bereich Schmuck und Mode, als Puppe oder Stofftier und natürlich in der Frühlingszeit im Bereich Werbung. Der Osterhase als Werbefigur ist gar nicht mehr weg zu denken. Der Osterhase im Verbund mit Ostereiern, mit Ostersträußen ist Gegenstand von Werbekarten, von Werbeplakaten, ist Ausstellungsobjekt in vielen Schaufenstern. Er ist Gegenstand in Trickfilmen, in Comics, in Radio und Fernsehen. Im Segment Briefmarken gibt es ganze Serien und Sonderbriefmarken. Und zu seiner Verbreitung trugen und tragen natürlich die vielen Ansichtskarten bei. Besonders zu Ostern und zu Weihnachten haben die Postzusteller sehr viel zu tun; zu diesen festlichen Zeiten wendet sich selbst der hartnäckigste email-Schreiber dieser doch sehr viel persönlicheren Form der Übermittlung seiner Grüße zu.

Osterhasen stehen im Mittelpunkt, ihre Kulturgeschichte

Im Focus stehen natürlich all den vielen Möglichkeiten, sich sein Sammelgebiet Ostern aufzubauen, die vielen Osterhasen. Um sie dreht sich beim Thema Ostern alles. Aber wie konnte sich der Hase als Symboltier für Ostern entwickeln? Und wieso bringt er die Eier? Über das Ei weiß man, dass es ein uraltes christliches Symbol ist und dass es Ostereier schon seit dem frühesten Mittelalter gab; zumindest gibt es Belege hierfür bereits aus dem 12. Jahrhundert. Mit der Entwicklung der Städte und des aufkommenden Bürgertums im 17. und 18. Jahrhundert und des nachfolgenden Epoche des Biedermeier verbreitete sich auch die Tradition des Ostereier-Versteckens und Verschenkens. Nur, – einer muss doch die Ostereier gebracht und versteckt haben!? Dass die Eier von Tieren bemalt und versteckt wurden, glaubte man schon 200 Jahre zuvor im 16. Jahrhundert. Da war es mal der Kuckuck, mal der Storch, mal der Hahn, mal der Palmesel, auch mal der Hase und andere. In weiten Teilen Frankreichs sind es die geflügelten Glocken. Ab etwa 1850 setzte sich der Hase in Deutschland allmählich durch. Er entwickelte sich zu dem, wie wir ihn heute lieben, zum Osterhasen! Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sollte die Produktion von Osterhasen explodieren. Sie wurden als Spielzeug, Werbefiguren oder Füllfiguren bereits millionenfach hergestellt. Die industrielle Revolution der Gründerjahre und die Verbreitung durch Massenmedien wie Zeitschriften, Litfaßsäulen oder Ansichtskarten unterstützte diese Entwicklung.

Wo wurden die Osterhasen produziert?

Die frühe Produktion begann in Heimarbeit. Wir kennen diese Art von Heimgewerbe aus anderen Manufakturbereichen; so entwickelte sich aus solchen ersten Manufakturen der Schwerpunkt der Blechspielzeug-Industrie im Großraum Nürnberg, der Spielzeugstadt schlechthin, oder der Schwarzwald als Schwerpunkt für seine berühmten Uhren, speziell die Schwarzwalduhren. Die Produktion von Osterhasen entwickelte sich vorwiegend in den Spielzeugzentren des Erzgebirges um Seiffen herum sowie dem Bereich Sonneberg/Neustadt am Südhang des Thüringer Waldes. Auch im Bereich Sonneberg, der späteren Weltspielwarenstadt, waren wie beim Holzspielzeug im Erzgebirge, viele Familienmanufakturen im Produktionsprozess integriert. So existierten um das Jahr 1900 im Bereich Sonneberg an die 2.400 Betriebe mit nahezu 12.000 Beschäftigten! Dies bedeutet, dass fast jede Familie mit der Erstellung von Spielzeug beschäftigt war. Speziell für die Produktion von Osterhasen bildete Neustadt, zwischen Sonneberg und Coburg gelegen, den absoluten Mittelpunkt.

Das ursprüngliche Herstellungsmaterial für die Osterhasen war Holz

Das ursprüngliche und älteste Material für Osterhasen war natürlich Holz. Hier waren die erzgebirgischen Manufakturen, wie generell beim Holzspielzeug, führend. Im Bereich Sonneberg war es Schalkau, wo diese Tradition noch gepflegt wurde, als es schon alternative Werkstoffe gab. In diesen Zentren der Holzspielindustrie wurden natürlich für Ostern Unmengen an Osterhasen hergestellt. Sie wurden gedrechselt, geschnitzt, gesägt, gestanzt und gefräst; anstelle der berühmten Weihnachtspyramiden gab es zeitweise sogar Osterpyramiden! Die Produkte, als Spielzeug mit Rädern oder als Füllfiguren, ob brettförmig oder als dreidimensionale Figuren, wurden anschließend lackiert und als Einzelteile oder in bekannten Formationen wie Hasenkapellen oder Hasenfamilien in den Handel gebracht. Sehr schön sind die Hasenschulen, welche es in allen möglichen Größen gibt; meine eigene kleine Hasenschule, die ich jedes Jahr aufstelle, ist im Foto nebenan abgebildet. Für den Sammler ist von Interesse, dass es oftmals schwierig ist, die Holzhasen zeitlich einzuordnen, denn die Formen der Figuren wurden in den Familien in der Regel immer weitergegeben!Hasenschule mit Osterhasen

Ab etwa 1820 gab es aus Masse gedrückte Osterhasen

Der nächste Werkstoff auf der Zeitschiene ist für mich der interessanteste: Masse oder auch Papiermaché-Masse. Bereits um 1740 wurde in Sonneberg/Neustadt eine Paste aus Roggenmehlteig und Leimwasser gemischt, aus welcher sich die Figuren mit der Hand formen ließen. Die Arbeiter, welche die Figuren formten, nannte man Boussierer. Dieser Berufsstand kam schon länger bei der Herstellung von Porzellan zum Einsatz und wurde nun auf den Umgang mit der „Masse“ beim Formen von Spielfiguren übertragen. Diese erste entwickelte Masse hatte natürlich noch viele Nachteile. Allein die Zusammensetzung lässt schon erahnen, dass sie keine Feuchtigkeit ertragen konnte, sie schnell „schlecht“ werden konnte, sie natürlich auch, wie wäre es bei Roggenteig auch anders vorstellbar, das Ziel aller allesfressenden Nager in den Manufakturen war. Trotz des ersten Erfolges arbeitete man fortan an der Weiterentwicklung dieser ersten Masse.
Es sollten weitere Jahre bis 1805 vergehen, als den Sonneberger Bossierern Johann Friedrich Müller und Nicol Gottlieb Müller das Herzogliche Privileg zur Herstellung und zum Verkauf von Waren aus Papiermaché erteilt wurde. Papiermaché war im Nürnberger Raum schon seit spätestens 1510 bekannt. Maché ist zerkleinertes Papier, welches durch Zusätze wie Leim und verschiedensten Mineralien formbar und widerstandsfähig ist. Das Roggenmehl oder Schwarzmehl der vormaligen Masse wurde durch Papiermaché oder Pappmaché , Porzellanerde und andere Mineralien ersetzt. Diese Masse zog, da es ohne Roggenmehl auskam, keine Nager mehr an. Die Rezepturen für das Papiermaché waren oft geheim, von manchen Mischungen der Manufaktur Müller weiß man jedoch, dass sie bis zu 80 % tonhaltigen Sand enthielten, und das ist doch einigermaßen überraschend. Die neue Masse, das Maché, hatte den Vorteil, dass sie sich in Formen drücken ließ, aber sich auch Formen anfertigen ließen, die die Herstellung einer größeren Anzahl von Machérohlingen zuließ. Später bestanden solche Formen, und zwar Negativformen, zumeist aus Gips oder Ton und Schwefel. Die Umstellung im Sonneberger Raum auf diese neue Technologie, die insgesamt bis etwa 1820 dauerte, stellte die Qualität der Spielzeugproduktion auf eine neue Stufe. Bald schon kamen die ersten Auslandsaufträge, unter anderem aus den USA, so dass aus Masse gedrückte Hasen aus dem Sonneberger Raum peu à peu den Weltmarkt eroberten. In die Negativformen wurde, wenn sie gebrannt und getrocknet waren, anschließend die Masse hineingedrückt.
Die neue Technologie brachte auch einschneidende Änderungen in den Fertigungsberufen mit sich. Mussten bis dahin die Figuren einzeln von den Bossierern geformt werden, was eine hohe künstlerische Betätigung war und eine 6-jährige Ausbildung benötigte, wurde nunmehr die Masse einfach in vorgefertigte Formen gedrückt. Es entstand dadurch der Beruf des Drückers. Die Drücker arbeiteten für die Bossierer, sie gaben die mit gedrückter Masse gefüllten Halbformen an die Bossierer zur Fertigstellung zurück. Die Bossierer waren also nur noch für die Endfertigung zuständig. Zunächst wurde der Hase oder irgendeine andere Figur in Ton modelliert, daraus wurden Schwefelformen gebildet, die den Drückern zur Hand gegeben wurden. Nach einigen Tagen waren Hunderte von Figuren gedrückt, – der Herstellungspreis war günstig.
Für vollplastische Figuren benötigte man eine Rück- und eine Vorderseite. Die Masse aus diesen beiden Halbformen wurde anschließend zusammengefügt und die Naht, die durch den Anpressdruck entstand, wurde verrieben. Bei größeren Halbformen konnte man die Figuren innen hohl lassen, sofern eine genügend breite „Außenhaut“ aus Masse vorhanden war. Die gepressten Figuren mussten anschließend im Ofen noch getrocknet werden.

Ab 1898 wurde auch Gießmasse verwendet

Der nächste Fortschritt bezüglich der Masseherstellung bestand darin, die drückbare Masse fließfähig zu machen. Vergleichbares kannte man schon bei der Produktion von Porzellanfiguren; dort hantierte man schon länger mit sogenannter Porzellangießmasse. Es war daher nicht verwunderlich, dass ein Experte aus dem Porzellanbereich, der Neustädter Martin Heidler, im Jahre 1898 in Neustadt die allererste Papiermachégießerei eröffnete. Figuren aus Gießmasse wurden derart produziert, dass man zunächst zwei Halbformen aus Gips zusammenfügte. Dann füllte man die Gipsform mit der flüssigen Papiermaché-Masse. Man machte sich die Eigenschaft von Gips zunutze, Wasser anzuziehen. So wurde der Gießmasse durch die Gipsform Wasser entzogen. Als Folge entstand aus der Gießmasse eine festere Masseschicht an der Innenseite der Gipsform. Da nicht alles Wasser entzogen werden konnte, wurde die noch verbliebene flüssige Gießmasse abgeschüttet, also aus dem Einfüllloch der Gipsfigur wieder ausgegossen. Nach einigen Stunden wurde die an der Innenseite verfestigte Masseschicht, die Massefigur, von ihrem Gipsmantel befreit und in einem Ofen getrocknet. Da nur größere Körper mit Hohlräumen herstellbar waren, mussten kleiner Teile wie Extremitäten, also Beine oder Arme, im traditionellen Drückverfahren hergestellt und anschließend angedrückt beziehungsweise angepresst werden. Die fertig getrockneten Figuren wurden hernach wie üblich behandelt, nämlich grundiert und lackiert. Manchmal bekamen sie statt der Lackierung auch einen Samtüberzug.
Wenn die Manufakturen ihre Osterhasen aus Papiermaché-Masse oder später Ziehpappe mit Fell ausstatten wollten, benutzten sie häufig Pfeifenreiniger und sogenannte Tuchschur. Jeder von uns kennt Pfeifenreiniger; es ist mit Stoff versehener Draht, der natürlich zu verschiedenen Mustern, wie zum Beispiel Hasenohren, gebogen werden kann. Der Samtbezug des Körpers konnte mit Tuchschur hergestellt werden. Tuchschur fiel in der Tuchmacherei als Schurflocken ab. Sie wurden auf die beleimten Oberflächen aufgeklebt. Das Arbeiten mit Tuchschur begann um 1850. Erst um 1950 löste die Plaste-Welle die anspruchsvollere Tuchschur ab, die nur noch für die teueren Artikel verwendet wurde. Der Kunststoff- oder auch Plastik-Staub, der die Tuchschur ersetzte, wurde Fliska genannt.

Ab 1908 gab es Osterhasen aus Ziehpappe

Der nächste Meilenstein in der Entwicklung bestand in der Verwendung von Pappe, und zwar von Ziehpappe. Ziehpappe war eine speziell entwickelte Pappe, die feucht zwischen Positiv- und Negativ-Halbformen gezogen wurde. Die beiden Hälften wurden nach Trocknen zusammengeheftet beziehungsweise getackert. Die entstandene Naht wurde mit Papier überklebt. Die Füße wurden teilweise aus Holz gefertigt und angeklebt, die Nahtstellen mit Masse verstrichen. Die Produktionsweise bewirkte kostengünstige Figuren. Die erste Pappeprägerei eröffnete parallel mit der ersten Papiermaché-Gießerei im Jahre 1898. Aus Ziehpappe geprägte Osterhasen waren erstmals im Jahre 1908 auf dem Markt. Wenn die bemalten Exemplare Augen aus richtigem Glas besaßen, kamen diese aus dem nahen Lauscha. Bekannt für ihre Figuren aus Ziehpappe war die Firma Würth aus Neustadt, welche 1905 gegründet wurde und im Jahre 1955 geschlossen wurde, wahrscheinlich in einer LPG aufging. Die ersten Osterhasen aus diesem Material waren noch naturnah gestaltet; während der wilden Zeit der 20er und 30er Jahre, die künstlerisch vom Art Deco geprägt waren, wurden sie dementsprechend stilisiert und ähnelten manchmal mehr dem damaligen Snob der Berliner Straßenszene. Osterhasen aus den 20er Jahren waren vielfach einfarbig, golden, rein blau oder auch grün, zum Teil mit grotesken Gesichtsausdrücken.
Die Ziehpappe wurden zu allerlei Figuren und Füllfiguren verwendet, zu Ostereiern und natürlich in der Weihnachtszeit auch zur Produktion von Weihnachtsmännern. Heute existiert im Raum Sonneberg nur noch eine einzige Manufaktur, welche das Formen von Figuren aus Ziehpappe beherrscht. Die Produkte dieser verbliebenen Manufaktur sind vor allem in Amerika und dem gesamten deutschsprachigen Raum sehr begehrt.Osterhase 60er Jahre

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg

In der DDR wurden in den 50er Jahren die einzelnen Manufakturen aufgelöst, Plaste und Elaste ersetzten die guten Materialien wie die Tuchschur. In der alten BRD wurden Osterhasen und andere Hohlfiguren noch bis zu Beginn der 70er Jahre aus Papiermaché-Masse hergestellt. Sie wurden dann allerdings recht bald von den günstigeren Osterhasen und Figuren aus Kunststoff verdrängt.
Erst nach der Wende 1990 nahm man auch in den neuen Bundesländern die Produktion der nun auch mit Kapok, Watte oder Holzwolle gefüllten Hohlfiguren aus Masse und mit gläsernen Schuhknopfaugen wieder auf.

Literatur

Es gibt einige wenige Bücher, in welchen diese vorgenannten Entwicklungsprozesse beschrieben sind. Eines möchte ich besonders ans Herz legen, da es einen guten Einblick in die damalige Familien- und Arbeitswelt wirft:

Sonneberger Spielzeug – Made in Judenbach: 300 Jahre Spielzeugherstellung an der alten Handelsstraße

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