Tabakpfeifen sammeln
Die Geschichte des Pfeifenrauchens geht bis in die Antike zurück. Das Rauchen von Tabak stammt aus Süd und Nordamerika. Dort ist die ursprüngliche Heimat der Tabakpflanze. Das Pfeifenrauchen der nordamerikanischen Indianer ist schon einige Jahrhundert zurück zu datieren. Von den südamerikanischen Maja ist bekannt, dass sie schon im 6. Jahrhundert Tabak konsummierten. Diese geschichtliche Tradition kommt im Begriff „Zigarre“ zum Ausdruck. Diese Bezeichnung bedeutete in der Sprache der Maja „wohlschmeckend“. Mit der Entdeckung Amerikas durch europäische Seefahrer wurde auch die Tabakpflanze entdeckt und in Europa eingeführt. Als erster berichtete Columbus über die Ureinwohner und deren Nutzung des Tabaks als Heilpflanze. Wenig später brachen spanische Eroberer unter Cortez nach Südamerika auf und verwüsteten ganze Landstriche. Unter ihrer reichen Beute befand sich auch die Tabakpflanze.
Beginn der Pfeifenproduktion im 17. Jahrhundert
Nach der Einführung des Tabaks in Europa dauerte es nicht lange und die ersten Manufakturen für Tabakpfeifen entstanden. Die Tabakpfeife besteht aus einem Kopf, der mit dem aromatischen Tabak befüllt wird sowie der pipa und dem Mundstück. Über die pipa, ein rohrähnliches Teil, wird der Rauch des Tabaks inhaliert.
Die Produktion der Tabakspfeifen begann zwar schon bald Ende des 16. Jahrhunderts, aber das 17. Jahrhundert gilt als eigentlicher Motor der Pfeifenproduktion. Vorbild waren hierbei zunächst die amerikanischen Ureinwohner, deren Riten man ja genau studieren konnte. Das typische Calumet der Urindianer, die Pfeife mit langem Rohr und kleinem Kopf, stand Pate bei den ersten Produktionen. Sie wurden aus dem gleichen Material wie die Calumets produziert, – aus Ton. Da Ton gebrannt wird, wurden die ersten Manufakturen auch als Pfeifenbäckereien bezeichnet. Sie entstanden zuerst in den Seefahrernationen Holland und England. Dort sind Tonpfeifen bis heute als Sammlerstücke beliebt.
Viele Materialien wurden erprobt
Aber schon zeitgleich experimentierte man auch mit anderen Materialien. Neben Ton oder Terracotta wurde sich an Tabakpfeifen auch aus Stein, aus Glas, aus Holz, aus Elfenbein und sogar aus Bernstein versucht. Die Versuche mit den Materialien Glas und Stein waren weniger von Erfolg gekrönt; Bernstein schied ebenfalls aus, da er leicht erflammbar war. Da die Hitze im Kopf der Tabakpfeife leicht mehrere Hundert Grad Celsius erreichen kann, wäre er zudem leicht hinweg geschmolzen.
Bernstein wurde allerdings als Material für das Mundstück bei den verschieden bearbeiteten Pfeifen beliebt. War es anfangs das beliebte Kirschholz, so kamen dann auch der Bernstein, aber auch gedrechselter Horn für das Mundstück hinzu. In den meisten Manufakturen, auch im Ausland, bezog man den Bernstein von der Ostsee. Bei den Mundstücken aus Bernstein sollte man allerdings beachten, dass die besonders wertvollen aus einem größeren Bernsteinstück stammen; vergleichsweise weniger wert sind die Mundstücke aus gepresstem Bernstein. Hierbei wurden kleine Stücke dieses wertvollen Materials unter Hitze zu einem größeren zusammengepresst. Auch die Verwendung von Ebonit (Naturkautschuk) fand für die Mundstücke Anwendung. Nach einiger Zeit des Gebrauchs änderte sich allerdings die Konsistenz des Naturstoffes. In jüngerer Zeit werden die Mundstücke vorwiegend aus Acryl gefertigt.
Tabakpfeifen aus Ton
Zunächst blieben Tabakpfeifen aus Ton die gängigsten. In der Frühphase in Holland und England wurden sie noch manuell gerollt; später, als sie im 19. Jahrhundert auch Frankreich eroberten, wurden sie bereits gegossen. Dieser Guss in vorgefertigte Formen ermöglichte die Produktion einer enormen Vielfalt insbesondere der Pfeifenköpfe. Diese konnten nun in Form von Tierköpfen, Köpfen von bestimmten Personen oder auch floral ausgebildet hergestellt werden.
In Deutschland wurden viele Pfeifen aus Holz geschnitzt. Solche aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind allerdings heute sehr selten. Noch rarer sind die wenigen verbliebenen Tabakpfeifen aus Elfenbein aus jener Zeit.
Tabakpfeifen aus Porzellan
Mit der Wiedererfindung des Porzellans durch Johann Friedrich Böttger in Meißen im Jahre 1708 erschienen bald darauf die ersten Porzellanpfeifen. Diese frühen wurden in den ersten Porzellanmanufakturen wie Meißen, Nymphenburg oder in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) hergestellt. Die wenigen erhaltenen Porzellanexemplare aus diesen Manufakturen erzielen mittlerweile in entsprechender Erhaltung Preise bis zu 30.000 Euro. Die Produktion hielt sich anfangs schon allein deshalb in Grenzen, weil Porzellan zu damaliger Zeit aufgrund seines hohen Preises für den Durchschnittsmenschen so gut wie nicht erschwingbar war.
Die „weiße Göttin“, die Meerschaumpfeife
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde eine weitere berühmte Pfeifenproduktion begonnen, die Herstellung der Meerschaumpfeife. Ihre Geburt erlebte sie in Budapest in einer Stiefelwerkstatt. Da das Mineral Sepiolith, ein wasserhaltiges und poröses Magnesiumsilikat, welches vornehmlich in türkischen Bergwerken, zum Teil aus fossilen Schichten, gewonnen wurde, von seiner Farbe her weiß ist, wurde die aus diesem Material produzierte Meerschaumpfeife auch als „weiße Göttin“ bezeichnet. Sepiolith gilt als seltenes Material, welches immer weniger zur Produktion von Tabakpfeifen verwendet wird; in Frankreich wird zum Beispiel seit den 70er Jahren kein Meerschaum mehr verwendet.
Auch die Meerschaumpfeifen benötigten, da die Zunge des Rauchers auf Grund der Konsistenz von Sepiolith an diesem festhaften würde, ein Mundstück aus anderen Materialien wie Horn, Holz oder Bernstein. Die Meerschaumpfeife wurde dann im 19. Jahrhundert die beliebteste Pfeife im europäischen Raum. Die Bezeichnung Meerschaum soll übrigens von der Eindeutschung des Namens „mertscavon“ stammen. So bezeichneten die Levantiner, in deren Gebiet in der Türkei die Abbaugebiete lagen, das Sepiolith. Bedeutende Manufakturen lagen nicht nur in Budapest, sondern auch in den benachbarten Großstädten Wien und Prag, im thüringischen Ruhla sowie in Leipzig.
Pfeifen aus Holz
Tabakpfeifen aus Holz gab es in Deutschland schon im 17. Jahrhundert. Ihr Siegeszug in Europa begann allerdings erst im 19. Jahrhundert, als im französischen Jura in Saint-Claude einige Manufakturen begannen, Tabakpfeifen aus Bruyèreholz zu fertigen. Bei Bruyèreholz handelt es sich um das Wurzelholz der Baumheide, welche im Mittelmeerraum beheimatet ist. Diese baumartige Heide wird dort bis zu mehreren Metern hoch. Verwendet wird bis heute die bis zu etwa 30 cm Durchmesser erreichende Wurzelknolle dieses Baumstrauches. Nach umfangreicher Behandlung wie Wässerung, stundenlangem Weichkochen und Trocknung über Monate kommt die überragende Maserung dieses harten Holzes zur Geltung. Pfeifen aus Bruyèreholz, werden wie Meerschaumpfeifen behandelt und verziert. Neben den reinen Tabakköpfen aus Holz gibt es auch Tabakköpfe aus Holz mit Meerschaumeinlage.
Die Reklame zeigt Pfeifen aus Bruyèreholz um die Jahrhundertwende
Sammelgebiete
Das Sammelgebiet Tabakpfeifen zeigt sich breit gefächert. Besonders gesucht sind die sogenannten Ulmer Maserholzpfeifen. Diese Maserholzpfeifen verbreiteten sich schon am Ende des 17. Jahrhunderts von Geislingen bei Ulm aus. Bereits im Jahre 1725 soll es im Raum Ulm, – die Stadt zählte damals gerade nur ein paar Tausend Einwohner, schon über fünfzig Pfeifenmacher gegeben haben. Die Ulmer Maserholzpfeifen zeichnen sich nicht nur durch ihre Maserung aus, sondern auch durch ihre Metallbeschläge, Metallbehänge und oftmals Silberbeschlägen. So sind die Pfeifendeckel häufig aus Silber gearbeitet. Die Ulmer Holzpfeifen zählen heute zu den gesuchtesten Holzpfeifen. Handgearbeitete Tabakpfeifen aus Holz, aber auch aus Ton, werden auch heute noch angefertigt. Es gibt diverse Anbieter, die sich auf die handgefertigten Tabakpfeifen spezialisiert haben. Verwendet werden hierbei edle Hölzer wie Ebenholz, rotes Sandelholz oder Mahagoni. Diese Tabakpfeifen sind nicht nur dem puren Rauchgenuss gewidmet; sie eignen sich gerade aufgrund der Verwendung der Edelhölzer auch zum Sammeln oder verschenken.
In Österreich, Holland und Frankreich steht bis heute die Meerschaumpfeife bei Sammlern hoch im Kurs. Besonders gesucht sind hier die Exemplare aus den alten Manufakturen in Budapest und dort besonders Pfeifen der Adler-Manufaktur; aus Leipzig gelten Pfeifen von Arthur Schneider als gesuchte Raritäten, von den Betrieben aus Wien die Arbeiten von Ludwig Hartmut sowie Karl Hess. Nach wie vor interessant sind Sammelgebiete wie die Portraitpfeifen, Portraits bekannter Personen der Politik- und Zeitgeschichte, oder der Bereich der Reservistenpfeifen, welcher eng mit dem Sammelgebiet Reservistenkrüge zusammenhängt.