Tupperware
Tupperware – Weltmeister der Bevorratungssysteme
Tupperware gehört zu jenen Gegenständen zur Bevorratung im Haushalt, die mittlerweile fast alle Deutschen, und besonders diejenigen, welche mit Haushaltstätigkeit beschäftigt sind, kennen. Der Bekanntheitsgrad von Tupperware dürfte größer sein als der vieler Politiker. Die Firma Tupperware, in den Kriegsjahren des zweiten Weltkrieges in den USA gegründet, ist schon länger Weltmarktführer bei den Haushaltsdosen.
Die Jahrtausende alte Geschichte der Bevorratung
Die Bevorratung von Lebensmitteln ist uralt. Schon unsere frühesten Vorfahren waren daran interessiert, Lebensmittel haltbar zu machen und sie für längere Zeit aufzubewahren. Neben der Art der Zu- und Aufbereitung der Nahrung wie Haltbarmachung durch Salzen, Pökeln oder Trocknen spielte die Herstellung von geeigneten Behältnissen eine große Rolle.
Aus prähistorischen Grabfunden kennen wir tönerne Krüge, Töpfe und größere Behältnisse, welche diesem Zwecke dienten. Tonhaltige Erde, also das, was die Menschen damals überall vorfanden, war das erste Ausgangsmaterial, um Behälter zur Aufbewahrung zu produzieren. Andere Werkstoffe folgten in den anschließenden Jahrtausenden. Ganze Zeitepochen sind nach solchen Werkstoffen benannt. Denken wir an die Steinzeit, die Eisenzeit, die Bronzezeit. Schon unsere Ahnen arbeiteten mit Legierungen, das heißt sie vermengten verschiedene Metalle wie Silber, Eisen, Zinn oder Kupfer.
Eine Revolution in der Entwicklung stellte gewiss die Erfindung des Werkstoffes Glas dar. Die frühesten Funde datieren bei Glas aus den Zeiten der alten Ägypter etwa 5.500 Jahre vor unserer Zeit.
Auch bei den Tonwaren ging die Entwicklung immer weiter. Die reinen Terracotta-Gefäße wurden bald abgelöst durch Tonwaren, die einem höheren Verbrennungsprozess unterworfen wurden. Steingut und das wasserundurchlässige Steinzeug waren die nächsten Stufen auf der Entwicklungsleiter. Der Höhepunkt war schließlich die Erfindung des Porzellans zunächst im alten China und später in Europa durch Johann Friedrich Böttger in Meißen im frühen 18.Jahrhundert.
Nur etwa 100 Jahre später erfolgte die nächste Revolution, die Erfindung des Kunststoffes. Wegbereiter war Leo Hendrik Baekeland, der sein „Verfahren zur Herstellung von Kondensationsprodukten aus Phenolen und Formaldehyd“ im Jahre 1908 in Berlin patentieren ließ. Sein Werkstoff ging unter dem Namen Bakelit in die Geschichte ein.
Kunststoff und Tupperware
Baekeland eröffnete mit dem Bakelit das Tor zur Welt der Kunststoffe. In den damals führenden Weltwirtschaften wie Deutschland, USA und Großbritannien wurde danach nach immer neueren, besser verwertbaren Kunststoffen geforscht. Teilweise liefen die Entwicklungen parallel. Die großen Chemiegiganten wie die IG Farben in Deutschland, ICI in England oder DuPont und Union Carbide in den USA lieferten sich fast schon ein Wettrennen. I.C.I. Entwickelte schließlich das berühmte Polyäthylen. Es galt als gesundheitlich unbedenklich und war für die Massenproduktion geeignet. Da Polyäthylen bei den Alliierten USA und Großbritannien während des Krieges zum Einsatz kam, erfuhr auch der amerikanische Chemiekonzern DuPont vom Geheimnis der Zusammensetzung des Polyäthylen.
Polyäthylen und der Chemiker Earl S. Tupper
Earl S. Tupper kam in Farnumsville Massachusetts in Neuengland zur Welt. Der Sohn interessierte sich allerdings weniger für die Farm seines Vaters, sondern schlug den Weg eines Chemikers ein. Als das Geheimnis des Polyäthylens den Chemieriesen DuPont erreichte, war Tupper gerade dort als Chemiker beschäftigt. Nun schlug seine Stunde. Tupper war nämlich nicht nur Chemiker, er war auch ein riesiges Verkaufstalent. Von der Selbständigkeit und Unabhängigkeit eines amerikanischen Farmers musste er auch etwas geerbt haben. Neben seiner Tätigkeit als Chemiker handelte er auch mit Erzeugnissen, die eine Farm so abwirft. Er betrieb sogar einen Versandhandel mit Produkten der persönlichen Vorsorge, die man heute im Pflege- und Wellnessbereich einordnen würde. Er begann auch, Dinge aus diesem Segment selbst herzustellen.
Earl S. Tupper erkannte natürlich sofort die Möglichkeiten, die der Kunststoff Polyäthylen bot. Trotz der schwierigen Kriegszeiten kündigte er seine gute Position bei DuPont und gründete im Jahre 1942 die Firma „Tupperware Corporation“. Seine Firma Tupperware produzierte dann im Auftrag seines früheren Arbeitgebers DuPont Lampen und Gasmasken für die Armee. Aus Polyäthylen fertigte er unmittelbar nach Kriegsende auch auch Zahnputzbecher, Zigarettenschachteln oder Trinkbecher. Mit diesen Kreationen wurde er finanziell unabhängig und erwarb die Aufmerksamkeit des Museums für Moderne Kunst (Museum of Modern Art).
Die Firma Tupperware nach Ende des zweiten Weltkrieges und der Eintritt des Kühlschrankes in den Küchenbereich
Earl S. Tupper war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Nachkriegszeit bescherte dem Kriegsgewinner USA einen wirtschaftlichen Aufschwung ohnesgleichen. Kennzeichnend für diesen Aufschwung war ähnlich wie in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit und ihrem Wirtschaftswunder die Verbesserung des Lebensstandards und die Einführung neuer technischer Geräte im Haushalt, Geräte, welche das tägliche Leben sehr erleichterten. Dazu zählte eine Gerätschaft, welche bereits etwa 100 Jahre zuvor während der Gründerjahre in Deutschland erfunden wurde,- der Kühlschrank. Sowohl in den USA als auch in Europa begann fast gleichzeitig der Siegeszug des Kühlschranks.
Man kann es sich heute kaum vorstellen; bis zum Ende des zweiten Weltkrieges kühlten die Amerikaner ihre verderblichen Waren mit Hilfe von sogenannten Kühlboxen. Man kennt diese aus manchen Auktionen; es sind Boxen aus Blech beziehungsweise Metall, welche grob gesagt ein Fach für Eis zum Kühlen und ein benachbartes Fach für die zu kühlenden Gegenstände besaß. Bekannt waren diese Kühlboxen von bekannten Getränkeherstellern wie zum Beispiel Coca-Cola.
Nun, die Kühlung ließ sich mit den Kühlschränken natürlich viel komfortabler erreichen, – allerdings mit einem einzigen negativen Effekt! Man kennt diesen Effekt, etwas übertrieben, aus der Gefriertruhe. Bei tiefen Temperaturen trocknen manche Lebensmittel; bekannt ist der Effekt des Gefriertrocknens! Die Lebensmittel werden ungenießbar! Aber nun kam der Auftritt des Earl S. Tupper und die Segnungen des Polyäthylens!
Tupper nutzte die vielfältigen Möglichkeiten des neuen Kunststoffes und kreierte Behältnisse, die genau diesen Missstand beseitigten.
Tupperware und das Geheimnis der Frische
Lebensmittel halten sich frisch, wenn sie feuchtigkeitsdicht als auch luftdicht verpackt werden. Dies wusste der Chemiker Tupper, als er die für seinen internationalen Durchbruch legendäre „Wonderbowl“ erschuf, die er sich am 8. November 1949 patentieren ließ. Diese Wonderbowl gilt heute als Bahnbrecher für alle nach ihr folgenden Tupperbehältnisse. Das neuartige an dieser Schüssel war ihr Verschlusssystem. Der stabile und festsitzende Verschluss wurde durch nochmaliges Anheben eines Teils des weichen Polyäthylen-Deckels erreicht. Durch Drücken des Deckels entwich dort, wo angehoben wurde, Luft und führte zu dem gewünschten Unterdruck im Behältnis selbst. Dieser Unterdruck schloss hermetisch ab! Es war also weniger der Kunststoff Polyäthylen, sondern die Art des Verschlusses, die die Frische erzeugte. Auf der anderen Seite gibt es kaum andere Kunststoffe, welche solch formbare Deckel erzeugen helfen, die zur Herstellung eines Unterdruckes geeignet wären. Seine Produkte aus Polyäthylen wurden von der Presse gelobt und hervorgehoben.
Die Vermarktung der Produkte
Tupper bezeichnete seine Behältnisse nach seinem beruflichen Durchbruch fortan so, wie er schon seine Firma benannte, – als Tupperware. Und vom Polyäthylen sprach er locker nur noch als vom „Poly-T“. Aber trotz der nun erreichten Bekanntheit hakte der Absatz. Tupper verkaufte seine Produkte über den Einzelhandel und über Kauf- und Warenhäuser. Er begann aber schon bald, die Erzeugnisse auch über Vertriebspartner, welche zudem den potentiellen Käufern beratend zur Hand gingen, insbesondere bezüglich des neuen Verschlusssystems, zu verkaufen. Vorbild war für ihn der Vertrieb von Aluminium-Geschirr in den 20er Jahren, der unter der Bezeichnung “Aluminium Dinner Partys“ bekannt war. Parallel zu diesem neuen Vertrieb gab Tupper auf seine Produkte eine lebenslange Garantie,- ein Höhepunkt der Vermarktungsstrategie! Das neue Vertriebssystem war allerdings noch nicht identisch mit den heute so beliebten Tupperpartys.
Die Tupperware-Partys
Genau genommen, waren diese heute bekannten Tupperware-Partys auch nicht die Erfindung von Tupper. Bei der Geburt dieser Partys spielte Brownie Wise, die heute auf vielen Tupperware-Erzeugnissen abgebildet ist, eine große Rolle. Die junge Mutter aus Detroit war von den Produkten Tuppers so angetan, dass sie zusammen mit ihrer Mutter eigenständig Verkaufspartys organisierte und dort die Waren von Tupperware anbot. Brownie Wise spielte eine Vorreiterrolle, denn alsbald eiferten ihr viele andere Frauen nach und organisierten Tupperware-Partys. Earl S. Tupper erfuhr natürlich von diesem eigenständigen Engagement und als er Ende der 40er Jahre seine Vertriebspartner wieder einmal nach Worcester, Massachusetts ins Sheraton-Hotel zur Lagebesprechung einlud, lud er einige der Veranstalterinnen der Tupperware-Partys gleich mit ein.
Diese müssen Tupper auf jener Veranstaltung so überzeugt haben, dass er sofort auf diesen Zug aufsprang. Er gab anschließend den Verkauf über den Einzelhandel und die Warenhäuser peu à peu auf und forcierte den Verkauf über die Tupperware-Partys.
Bereits im Jahre 1951 wurde nur noch über Tupperware-Partys verkauft. Die Vorzüge waren klar: Die Beraterinnen kannten sich mit den Produkten bestens aus, und auf den Partys in privater Atmosphäre gab es ein wichtiges feed-back. Viele Anregungen für Neuerungen entsprangen solchen Partys. Mitte der 50er Jahre waren bereits etwa 10.000 Beraterinnen für Tupper tätig. Heute dürften es über 600.000 Beraterinnen weltweit sein, die für die Firma Tupperware tätig sind.
Earl S. Tupper selbst verkaufte nach erfolgreichen Jahren im Jahre 1958 seine Firma an eine amerikanische Drogeriekette namens „Rexall Drug & Chemical Co.“
Anerkanntes Design
Heute gelten die Produkte von Tupperware selbst aus kunsthistorischer Sicht als anerkannt. Das Design der Gegenstände führt die Behältnisse bis in Designausstellungen und Museen. Um die Kontinuität der Produkte zu wahren, produziert Tupperware ausschließlich mit eigenproduzierten Werkzeugen. Für viele Sammler haben die Behältnisse aus Polyäthylen einen festen Platz in der Geschichte der Kunststoffe verdient.