Tsuba

Tsuba, Japanische Schwertstichblätter

Hintergrund

Schwerter und Schwertstichblätter, sogenannte Tsuba, spielen in der Historie Japans eine besondere Rolle. Sie werden auch im Bereich der Asiatika für den Sammler immer interessanter. Das Schwert gilt in Japan immer noch als ein wichtiges Symbol des Maskulinen; es war über Jahrhunderte nur Männern erlaubt, Schwerter zu tragen und sie auch zu benutzen. Aber auch nicht jeder Mann durfte in früheren Zeiten ein Schwert führen. Dieses Recht stand nur den „Dienenden“, den Samurai, zu. Ich möchte allerdings an dieser Stelle nicht über die Geschichte der Samurai, die lange Zeit „bushi“ hießen, referieren. Nur so viel, sie wurden „Dienende“ genannt, weil sie einem Herren, einem Adligen dienten, seine bewaffnete Begleitung waren.

Auf dem Bild sieht man das Schwertstichblatt an ihrem Platz zwischen Griff und Schwertscheide

Die Zeichnung zeigt die Tsuba zwischen Griff und SchwertscheideAus dem Wort „bushi“, dem Krieger, abgeleitet ist das „bushido“, der lange geltende Ehrenkodex der Samurai mit dem rituellen Selbstmord, dem Harakiri, als einem Hauptbestandteil. Es soll auch noch erwähnt werden, dass die Schwertträger im alten Japan zeitweilig zur obersten gesellschaftlichen Klasse gehörten. Näheres und Vertiefendes über die Geschichte Japans und der Samurai sind auf dieser hervorragenden Webseite zu erfahren.

Die kulturelle Bedeutung der Schwerter

Aus allem wird ersichtlich, das das Schwert wie kein anderer Gegenstand für die japanische Mythologie, die japanische Kunst, das spirituelle Erbe dieser Gesellschaft steht. Und wie für das Schwert gilt dies auch für die Tsuba, die Schwertstichblätter, die dem Schutz der Hand beim Schwertkampf dienen. Den Schwertern, ihrer Herstellung und ihrer Pflege, galt die größte Sorgfalt. Die Schwertklingen wurden in langwierigen komplizierten Arbeitsgängen gefertigt. Sie sollen an Härte selbst die berühmten Schwerter aus Toledo übertreffen. Toledo gilt seit der Zeit der Westgoten im frühen Mittelalter als europäische Hauptstadt der Schwertschmiedekunst. Die verzierten Schwertscheiden, die Saya, das kunstvoll gefertigte Schwert, sie alle werden fast übertroffen von dem für jeden Krieger individuell hergestellten Schwertstichblatt.

Die Schwertstichblätter haben eine Entwicklung über Jahrhunderte hinter sich, sie wurden immer künstlerischer. Als Material diente Bronze, Eisen, diverse Bronze- und Kupferlegierungen sowie in späteren Jahrhunderten Messing, Gold und Silber. In letzteren Fällen dienten die Tsuba repäsentativen Zwecken.Vor allem aber sollten die Tsuba den Charakter des Schwerttragenden treffen und ausdrücken; dessen spirituellen Kräfte, seine physischen Fähigkeiten, all dies soll sich in den Tsuba konzentrieren. Nicht nur deshalb wird den Schwertstichblättern, diesen metallenen runden, manchmal auch viereckigen Scheiben, magische Kräfte eingeräumt. Die Öffnungen in den Tsuba dienen natürlich einmal der Klinge des Schwertes, aber auch dem Schwertmesser und der Schwertnadel. Beide gehören zur Kampfausrüstung, die unabhängig vom Schwert benutzt werden konnten.

Die Tsuba sind ein Spiegel der soziokulturellen Geschichte Japans. Der hohe Wert des Schwertes und seine jahrhundertelange Verehrung ergeben eine einzigartige Situation, die es ermöglicht, die geschichtliche Entwicklung von Kultur, Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft kontinuierlich anhand der permanenten Änderung und des permanenten Fortschritts in der Bearbeitung der Schwertstichblätter nachzuvollziehen.

Schwertstichblätter und Handwerkskunst

Die ältesten Schwertstichblätter, die bekannt sind, stammen aus mittelalterlichen Gräbern. Später, im Hochmittelalter, um 1700, erreichte die Fertigkeit der Tsuba-Herstellung einen künstlerischen Höhepunkt. Überall in Japan gab es Handwerksschmieden, die sich in der Kunst gegenseitig übertrafen. Diese Handwerksschmieden, die Schulen, sind heute bekannt. Ebenso bekannt sind die einzelnen Handwerksmeister. Teilweise sind die symbolisch ausstaffierten, auf den Charakter des Auftraggebers, des Samurai, zugeschnittenen Tsuba, von den verschiedenen Künstlern signiert. Gerade die künstlerische Ausprägung ist für den Wert einer Tsuba verantwortlich. Eine Signatur oder ein Exemplar aus einer ganz bestimmten Schule erhöht natürlich noch einmal den Sammlerwert. Darstellungen sind vielfach Tiere, Pflanzen und Fabelwesen, die in der fernöstlichen Mythologie ja immer einen ganz bestimmten Aussagewert besitzen. Dargestellt sein können unter vielen anderen Drachen, Affen, Tiger, Löwen, Fledermäuse, Ameisen, Schlangen, Fische und nahezu alle Pflanzenarten.




Bekannt wurden die japanischen Schwertstichblätter in Europa um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Seit 1876 war es in Japan verboten, während Friedenszeiten in der Öffentlichkeit Schwerter zu tragen. Dies führte dazu, dass viele Träger ihre Schwerter an die Seite legten oder veräußerten. Der Weg für den Sammlermarkt war frei. Schwierig ist es weiterhin, an entsprechende Literatur zu kommen. Nachfolgende Werke habe ich hin und wieder bei ebay entdeckt.

Literatur

Otto Kümmel: „Das Kunstgewerbe in Japan“, Schmidt, Berlin, Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler, Bd. 2, im Antiquariat für ca. 30 Euro

Shinkichi Hara, Justus Brinckmann: „Die Meister der japanischen Schwertzierathen“, Überblick ihrer Geschichten, Verzeichnis der Meister, Hamburg 1902, Reichsdruckerei, im Antiquariat, um die 70 Euro

Günther Heckmann: „Tsuba“, H.U.B. Verlag, Nürtingen, 1995, Tsuba aus 6 Jahrhunderten, alle bekannten Schulen, im Antiquariat

siehe auch:

Asiatika

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