Autovasen
Autovasen, eines meiner Lieblingshobbys
Autovasen gehören neben dem Blechspielzeug sowie den 50er und 60er Jahren zu meinen liebsten Sammelgebieten. Ich bin hierzu allerdings erst recht spät gekommen. Genau genommen war es die Liebe zu den beiden Nachkriegsjahrzehnten mit ihren vielen Untergebieten, die den Auslöser hergab, und die Neugier, bei einigen Bereichen, wie den Autos der 50er und 60er, etwas näher ins Detail zu gehen. Die sogenannten Accessoires der damaligen Autos, die Ausstattungsmerkmale wie Tankdeckel, Kühlerfiguren, Autoprospekte, also alles das, was man unter dem Begriff Automobilia subsummieren kann, hatten es mir schon immer angetan. Die Autovasen, genauer die Autoblumenvasen, gehören natürlich auch zu diesen Accessoires, sind vielleicht sogar die charmantesten. Das Thema selbst gehört auch in den Bereich der Automobilia, aufgrund der Gewichtigkeit möchte ich es jedoch separat behandeln.
Autovasen als Teil der Wohnlichkeit im Auto
Schon die frühesten Autos, die klassischen Oldtimer, bestachen durch eine gewisse Wohnzimmer-Atmosphäre. Ausdruck dieser Wohnlichkeit und Gemütlichkeit waren neben den schweren Ledersitzen, der Holzvertäfelung oder hin und wieder auch Gardinen, um nur die offensichtlichsten Elemente anzuführen, waren natürlich auch die dem heimischen Wohnzimmer entlehnten Blumenvasen, – nur eben entsprechend der Größe des Automobils als Miniatur. Sie bestanden aus dem gleichen Material wie ihre großen Brüder und Schwestern, nämlich aus Glas, Kristall, Porzellan oder später auch Kunststoff oder Plastik, wie wir den Kunststoff in den 60ern bezeichneten. Die Hersteller waren natürlich auch bekannte Glas- und Porzellan-Manufakturen wie Rosenthal, Hutschenreuther, Bavaria und Andere. Aber auch Autozulieferer oder im KFZ-Markt involvierte Firmen wie zum Beispiel Mineralölfirmen wie ARAL oder GASOLIN vertrieben Autovasen unter ihrem Logo.
Autovase oder Wandvase
Gerade in den 50er Jahren waren manche Autovasen auch als sogenannte Wandvasen zu verwenden. Manch kleine angebliche Autovase entpuppt sich dann erst beim näheren Hinsehen als Wandvase. Die andere Zweckbestimmung ist dann insbesondere durch die andere Lochung oder auch Halterung festzumachen. In der Regel wurden allerdings auch der weit überwiegende Teil der Autovasen einzig für diesen Zweck, eben als Autovasen, produziert.
In den 60er Jahren kam das vorläufige Ende
Als nach dem zweiten Weltkrieg bei den Automobilen eine gewaltige Stiländerung eintrat parallel mit zunehmend wichtigeren sportlichen Funktionen, konnte sich die kleine Autovase noch einige Jahre halten. Selbst die sportlichen PS-starken Mercedes-Modelle hatten noch eine Blumenvase als Interieur. Die Autovasen hatten ihren Stammplatz zumeist am Armaturenbrett, seltener an den Seitenholmen. Allerdings, je weiter in die 60er Jahre hinein, hatte sie etwas Gegensätzliches zu den immer stärker motorisierten und stromlinienförmigeren Gefährten. Besonders, wenn sie mit den typischen Stilmotiven der Wirtschaftswunderzeit oder naiven Darstellungen der aufkommenden Urlaubsträume am Mittelmeer ausgestattet waren, wirkten sie geradezu spießig. Dieselbe Spießigkeit begegnete uns ja schon in den Fotoalben der damaligen Zeit. Aber gerade in dieser Spießigkeit sehe nicht nur ich, sondern viele andere Sammler auch etwas Liebevolles. Befüllt wurden die Autovasen übrigens mit echten Blumen; es gab allerdings auch Plastikblumen als Alternative. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter die kleine Vase vor den obligatorischen Sonntagsausflügen mit unserem Ford 15 M mit Gänseblümchen und Vergissmeinnicht befüllte.
Ende der 60er Jahre verschwand dieses liebevolle Requisit aus den Autos; in den 70ern kam es nicht mehr vor. Eine Ausnahme bildete in jüngerer Zeit der neue Käfer, der Beetle, welcher im Zuge der Sehnsucht nach den alten Autoformen wieder serienmäßig mit einer Blumenvase ausgestattet wurde.
Autovasen aus Kristall, Porzellan und Plastik
Die schon oben von mir erwähnten Autovasen aus Kristall sind vornehmlich den frühen Automobilen der Vorkriegsjahre zuzuordnen, obwohl es sie vereinzelt natürlich noch bis zu deren Auslaufen gab. Sie sind bei Sammlern und natürlich Oldtimer-Liebhabern sehr gesucht. Mir persönlich haben es gerade die kitschigen Autovasen aus Porzellan meiner Jugendzeit angetan. Die Autovasen wurden als Standardausstattung mitgeliefert; es gab allerdings auch einen kleinen Zuliefermarkt, der Ersatzvasen oder auch vom Standard abweichend Exemplare liefern konnte. Neben den Porzellanfirmen gab es spezielle Vertreiberfirmen wie zum Beispiel Sico, welche ihr Sortiment sogar durchnummeriert hatten, für die heutigen Liebhaber und Sammler eine wertvolle Hilfe.
Befestigt wurden die Autovasen mit einer speziellen metallenen Haltevorrichtung, welche an der Rückseite der Autovase angebracht war. Das Armaturenbrett war dementsprechend vorbereitet. Oftmals kam die Halterung zusammen mit einem metallenen Ring, der der Vase wie ein Halsband verpasst wurde, daher. Die Porzellanvasen gab es in weißen Tönen mit oder auch ohne Dekor. Die Motive boten die verschiedenen Planzenarten, vorwiegend Blühendes oder Gräser. Aber auch die typischen Muster der 50er und frühen 60er waren zu finden. Seltener sind farbige Autovasen. Autovasen in den typischen Pastelltönen der damaligen Zeit, wie wir sie auch von Möbeln oder den Kaffeefiltern von Melitta kennen, zudem noch ausgestattet mit den oben angeführten spießigen Motiven aus dem Reich der Urlaubssehnsüchte, sind wohl noch rarer. Wenig beliebt waren lange Zeit Plastikvasen, noch dazu, wenn sie mit einem Gummisauger als Halterung ausgestattet waren. Die Nachfrage hat allerdings in letzter Zeit angezogen. Die Autovasen waren etwa zwischen 10 und 15 cm groß, besaßen Tütenform, wie wir sie von Eiswaffeln her kennen oder hatten eine bauchige Form. Autovasen gab es auch mit Doppelröhren.