Japanisches Blechspielzeug
Nach dem Krieg erobert japanisches Blechspielzeug den Markt
Japanisches Blechspielzeug wurde lange Jahre eher stiefmütterlich behandelt. Ich muss zugeben, dass ich mich persönlich auch nicht davon freisprechen kann, eine ähnliche Einstellung gehabt zu haben. Man hat die Entwicklung dieses Spielzeugs, dass schon früh damit anfing, Blech mit anderen Materialien wie zum Beispiel Kunststoff zu kombinieren, einfach nicht einschätzen können. Ab den 60er Jahren füllten sich die Spielzimmer mit japanischem Blechspielzeug, ja, japanisches Blechspielzeug ersetzte ab etwa Ende der 60er sogar das traditionelle deutsche Blechspielzeug.
Es ist schon so, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, dass die japanischen Hersteller ganz einfach die Zeiten der Zeit erkannten und die Herstellungsabläufe optimierten und rechtzeitig, weit vor den deutschen Herstellern, Plastik und Kunststoff einführten. Die deutschen Hersteller schwelgten derweil weiter in ihren Gedanken an die vergangenen Zeiten, als deutsches Spielzeug, und vor allem Blechspielzeug, führend in der Welt war. Dass es einmal anders kommen könnte, war für die großen Hersteller wie Bing, Märklin, Schuco oder Lehmann, um nur einige anzuführen, unvorstellbar. Die damals wohl notwendige Kehrtwendung oder zumindest Korrektur der Produktion hinsichtlich einer Integration von Kunststoffen in den Herstellungsprozess konnte und wollte nicht vollzogen werden. Als deutsches Blechspielzeug für den Sammler immer rarer wurde, auch bedingt durch Insolvenzen und Aufgabe der Firmen, wich man zusehends auf japanisches Blechspielzeug aus. Mittlerweile haben sich die Sammlerpreise von japanischem und deutschem Blechspielzeug immer mehr angeglichen.
Japanisches Blechspielzeug und seine Geschichte
Der Beginn des japanischen Spielzeugs liegt bereits im 19. Jahrhundert; die Tradition ist also nahezu ähnlich gewichtig wie bei den europäischen Herstellern. Auch die Qualität des frühen japanischen Blechspielzeugs reicht durchaus an die unserer Hersteller heran. Dem frühen Spielzeug ist zudem seine Herkunft noch deutlich anzusehen. Das Lokalkolorit lässt sich durch japanische und asiatische Gesichtszüge, japanische Kleidung und so fort auf den jeweiligen Exponaten nachweisen. Es ist davon auszugehen, dass solches japanisch inspiriertes Spielzeug auch im Wesentlichen für den heimischen, den japanischen Markt bestimmt war.
Dargestellt wurden neben den auch in Japan beliebten Autos, Garagen, Motorrädern auch die dort beliebten Tiermotive und natürlich die allgegenwärtigen Samurai. Die Verwendung von Kunststoff oder Plastik war auch schon vor dem 2. Weltkrieg üblich. Aber auch andere Werkstoffe wie Celluloid kamen neben Blech, Metallen und Plastik zum Einsatz. In Deutschland ist mir nur die Manufaktur von Leonhard Staudt bekannt, die solche Neuerungen in etwa zeitgleich anwendete.
Der Export nach Amerika und Europa bestimmt die Produktion
Ab den 30er Jahren exportierte Japan verstärkt für den amerikanischen Markt. Es war der überwiegende Teil der Produktion, welcher für den Transport nach Übersee bestimmt war. Die Aufmachung der Modelle entsprach dem amerikanischen Geschmack. Insbesondere die Automodelle wurden in hohem Maße den amerikanischen Modellen nachempfunden. Neben Autos und Motorrädern besaß japanisches Blechspielzeug einen Schwerpunkt hinsichtlich der Produktion von Robotern sowie Spielzeug, welches mittels Batterien angetrieben wurde. Mit Herannahen des Krieges nahm auch in Japan die Produktion von sogenanntem Kriegsspielzeug, also Panzern, Soldaten, Kriegsschiffen oder Militärflugzeugen zu. Viele dieser Vorkriegsmodelle sind wesentlich in die USA gegangen, so dass es für den der hiesigen Sammler sehr schwer sein wird, an solche Modelle zu gelangen.
Die uns heute geläufigen japanischen Blechmodelle erreichten uns in Deutschland in größeren Margen im Gegensatz zu den USA erst ab den 50er und 60er Jahren.
Batteriebetrieben und verspielt
Die Gesichtszüge vieler Modelle wurden nach und nach europäisiert; neben den amerikanischen Straßenkreuzern tummelten sich nun auch viele deutsche Modelle made in Japan in den Kinderzimmern. Japan gehörte gleichfalls zu den Kriegsverlierern; das Land war vom 2. September 1945 bis zum 28. April 1952 von den Amerikanern besetzt. Japanisches Blechspielzeug, welches in diesem Zeitraum produziert wurde, war in der Regel gekennzeichnet mit der Aufschrift oder dem Aufdruck „Made in occupied Japan“, auf deutsch „produziert im besetzten Japan“. Dies erinnert an die Aufdrucke auf deutschem Blechspielzeug nach dem Krieg wie „Made in US-Zone Germany“ oder „Made in Western Germany“.
Viele Modelle ähnelten denen der westlichen Hersteller. Die Japaner waren jedoch auf dem Gebiet der Ausstattung mit batteriebetriebenen Elektromotoren ganz vorne. Dank dieser Motoren waren die Modelle fähig, nicht nur eine, sondern gleich mehrere Funktionen auszuüben. So konnten insbesondere Blechfiguren nicht nur Bewegungen ausführen, sondern parallel auch noch Töne von sich geben.
Flexibel, angepasst und zeitnah
Japanisches Blechspielzeug zeichnete sich schon immer durch eine große Flexibilität aus. Man reagierte auf aktuelle Zeitgeschehen und daraus resultierende Kinderwünsche. Die Bereiche Science Fiction, Comics, die Entwicklung der Raumfahrt mit dem Wettkampf um die Landung auf dem Mond, die Weltraumserien im Fernsehen, all dies wirkte sich auf das Produktionsgeschehen aus. Eine Unmenge an Robotern, Weltraumflugzeugen, Raketen mit unterschiedlichsten Funktionen und Geräuschen eroberten von Japan aus die Märkte.
Während in Deutschland der Begriff des „Modellautos“ bei der Herstellung Pate stand, das heißt, die Herstellung geschah eng angelehnt ans Original, legten die japanischen Blechspielzeug-Produzenten die kindliche Phantasie als Messlatte für ihre Produktion an. Am besten lässt sich dieser Unterschied bei den Blechautos darstellen. Während in Deutschland die Hersteller ihre Blechautos möglichst eng am tatsächlichen Aussehen orientiert produzierten, beim anspruchsvollen Modell von Schuco oftmals bis ins Detail gehend, bei Kellermann mit seinem Groschenspielzeug eher abstrahierend, aber mit vielen originalen Funktionen versehen, ließen die Japaner der Phantasie freien Lauf.
Unterseite eines japanischen Blechautos mit rotierendem Scheibenantrieb
So besaßen viele ihrer Modelle auf der Unterseite neben den beiden Radachsen als eigentlichen Antrieb eine mittig angebrachte rotierbare Scheibe mit 2 Rädern wie zum Beispiel beim James Bond 007 Aston Martin von ASC oder ein einzelnes rotierendes Rad wie beim MG-A-1600 von Sanshin. Diese Autos konnten sich in alle Richtungen bewegen und kamen dem natürlichen Spieltrieb der Kinder entgegen. Als Antrieb setzten die Japaner batteriebetriebene Elektromotoren, Schwungradantrieb oder Friktionsantrieb oder Uhrwerksantrieb ein.
Allerdings geht auch in Japan der Trend in Richtung Plastikspielzeug immer weiter. Auch hier gibt es Spielzeug aus Blech fast nur noch bei den vielen Replika-Modellen, die überwiegend schon gar nicht mehr in Japan, sondern in China, Indien, Taiwan oder Indonesien hergestellt werden.
Interessante japanische Blechspielzeug-Hersteller
Für den Sammler von japanischem altem Blechspielzeug sind sicherlich Bandai und Ichiko die interessantesten Hersteller. Daneben sollte man seine Suche aber noch auf Sanshin, KO, ASC, Endoh, Daiya, HTC oder Yonezawa ausweiten.
März 28th, 2017 at 15:52
Hallo, habe hier ein Blechauto (made in Japan), keine weitere Firmenbezeichnung, mich würde interessieren um welche Marke bzw. welchen Spielzeughersteller es sich hier handelt? Das Fahrzeug hat eine Länger von 26cm und Elektroantrieb (der funktioniert)=
Vielen Dank
Rene
Dezember 27th, 2016 at 16:34
Hallo, ich habe ein altes Modell des japanischen Herstellers KO Yoshiya bump’n go aus den 50er Jahren. Es handelt sich um ein Polizeiauto aus Blech mit Fahrer. Es lässt sich aufziehen und fährt auch. Der originalkarton ist vorhanden. Beides befindet sich in einem guten Zustand und ist rostfrei.
Wieviel ist das Modell wert?
Mit freundlichen Grüßen
Karli