Moses Kohnstam
Die Geschichte des Spielzeug-Großhändlers Moses Kohnstam
Ich habe zuerst überlegt, ob der Spielzeug-Grossist Moses Kohnstam unter die Rubrik Blechspielzeug-Hersteller aufgenommen werden sollte, da er niemals selbst Spielzeug produzierte. Aber ich denke, dass er unbedingt Erwähnung finden muss, denn ohne ihn hätten viele kleine Blechspielzeug-Produzenten keine Chance auf dem sich ausbreitenden Markt gehabt. Moses Kohnstam gründete im Jahre 1875 in Fürth ein Handelshaus, in welchem er unter anderem Blechspielzeug vertrieb. Aber nicht nur das,- er war auch Herr über viele Vertriebswege in Deutschland als auch im Ausland. Viele dieser kleinen Produzenten verkauften ihre Ware direkt an ihn; er war für sie der geeignete Großhändler. Vor dem Weiterverkauf wurden die Spielzeuge, die er in der Regel ohne die Markenzeichen der jeweiligen Hersteller erwarb, mit seinem Logo „Moko“ versehen. Es ist daher oft nicht leicht, wenn nicht sogar unmöglich, mit „Moko“ gekennzeichnetes Blechspielzeug den Originalproduzenten zuzuordnen. Sein Spielzeug bot er in Warenhaus-Katalogen an, und dies weltweit. Original Kataloge von Kohnstam sind heute sehr selten und äußerst gesucht. Kohnstam und seine Söhne Julius und Emil errichtete etliche Filialen in großen europäischen Städten, so zum Beispiel in London, in Mailand oder in Brüssel.
Warenhaus Kohnstam und der erste Weltkrieg
Die beiden Weltkriege bescherte den Kohnstams und deren Firma große Leiden. Mit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 und der Bombardierung Londons durch deutsche Jagdstaffeln wurden in Großbritannien ansässige deutsche Betriebe in der Regel enteignet, so auch die Firma von Moses Kohnstam. In Deutschland existierte die Firma unterdessen weiter. Nach Beendigung des 1. Weltkrieges wurde die Londoner Filiale des Warenhauses durch Sohn Julius wieder eröffnet. Es war de facto eine Neugründung, und zwar eine vom deutschen Mutterhaus völlig unabhängige englische Firma, die „Julius Kohnstam Limited“. Ich vermute, eine deutsche Filiale wäre so kurz nach Beendigung des Krieges in England nicht erlaubt worden. Die Firma nahm in England wieder an Größe zu. Zwischen der englischen Julius Kohnstam Ltd. sowie dem Hersteller von Metallgussautos Lesney entwickelte sich bald eine enge Kooperation. Auch Moses Kohnstam war in diese Kooperation integriert. Die ersten Lesney-Autos und Verpackungen zeigen sowohl das Logo von Lesney als auch das von Kohnstam, nämlich Moko. Diese Exemplare sind Sammlern als Moko-Lesneys bekannt. Interessant ist, dass trotz zuvoriger Enteignung das deutsche Logo Moko wieder Verwendung finden durfte. Lesney brachte später die Matchbox-Autos heraus. Den patentrechtlichen Schutz für die Bezeichnung Matchbox erwarben beide Kooperationspartner.
Das Bild rechts zeigtedie Abbildung einer frühen Lesney-Packung, auf welchem Lesney- und Kohnstam Logos zusammen aufgebracht sind
Warenhaus Kohnstam zur Zeit des Nationalsozialismus und danach
In Deutschland wurde Kohnstams Warenhaus aufgrund dessen jüdischer Abstammung Opfer des Nationalsozialismus. Es wurde geschlossen. Die Leiden der Familie waren damit noch nicht zu Ende. In England starb Sohn Julius. Sohn Emil emigrierte Mitte der 30er Jahre nach England und übernahm dort die Firma von Julius, die Kohnstam Limited. Er führte die Kooperation mit Lesney weiter. Emil Kohnstam starb im Jahre 1958. Was danach geschah, ist in der Literatur schwer nachzuvollziehen. Es ist aber davon auszugehen, dass Sohn Richard Kohnstam die Firma weiterführte, aber noch Ende der 50er Jahre, kurz nach dem Tod von Emil, mit Lesney in Konflikt wegen des Vertriebs der Kollektion geriet. Sicher ist, dass Lesney daraufhin die Rechte an Matchbox Richard Kohnstam abkaufte; möglich ist auch, dass Lesney die Firma Kohnstam Limited ganz oder in Teilen übernahm. Wir wissen nur, dass bereits 1960 eine Nachfolgefirma der „Julius Kohnstam Limited“ , die „Richard Kohnstam Limited“ in London von Richard Kohnstam etabliert wurde. Das Markenzeichen dieser Firma war nun nicht mehr Moko, sondern „Rico“ entsprechend der Anfangsbuchstaben des Namens von Richard Kohnstam.
Juli 6th, 2011 at 14:42
As old MATCHBOX modells are fellows of my childhood and I am still a fan of these qualtity toys of that time, I am surprised of history which is traced back into Germany during awful times. Many thanks for giving knowledge to this!