Gesellschaftsbrauerei Homberg

Gesellschaftsbrauerei Homberg und das Drei-Löwen-Bräu

Gründung der Gesellschaftsbrauerei Homberg

Gesellschaftsbrauerei Homberg – viele alte Homberger überkommt Wehmut, wenn sie diese Firmenbezeichnung hören. Die Gesellschaftsbrauerei Homberg in Homberg/Efze soll daher an dieser Stelle vorgestellt werden. Die Gesellschaftsbrauerei Homberg mit ihrem weit über den Landkreis Fritzlar-Homberg hinaus bekannten Homberger Drei-Löwen-Bräu war die letzte der Homberger Brauereien. Von den Vorläufern seien lediglich die Zickendrahtsche Bierbrauerei in der Untergasse/Ecke Entengasse sowie die Bierbrauerei Conrad Ulrich in der Bischofstraße genannt. Die Gesellschaftsbrauerei Homberg wurde am 3. Juli 1907 gegründet. Gründungsort war der Gudesche Saal in der Ziegenhainer Straße, wo sich die 126 Gründungsväter auf Einladung von Herrn J. Emil Rechberg trafen und die Gesellschaftsbrauerei Homberg gründeten. Die Gründungsväter entstammten den Homberger Berufen; allerdings waren unter den Anwesenden sowie den später noch Hinzukommenden viele Gastwirte aus Homberg und Umgebung. Der Anteil der Gastwirte muss hoch gewesen sein. Heute kann man sich dies kaum mehr vorstellen, aber im alten Homberg gab es sehr viel mehr Gaststätten und Kneipen als heutzutage. Ich hatte noch Anfang der 60er Jahre über 50 Ausschankstätten in Homberg gezählt.

Der Anfang unter der Leitung von J.Emil Rechberg

Seit die Bierbrauerei Ulrich im Jahre 1906 von der Herkulesbrauerei aus Kassel übernommen wurde, waren diese Gastwirte ohne heimisches Bier ausgekommen. Der Gesellschaftsvertrag am 3. Juli 1907 sollte diese Phase beenden. Das Stammkapital der neuen Gesellschaft betrug 250.000 Mark. Die Hälfte davon wurde allein von Herrn Rechberg, dem Einladenden, aufgebracht. J.E. Rechberg entstammte der international bekannten Bad Hersfelder Industriellenfamilie Rechberg, die in der Textilindustrie tätig war. Rechberg ließ auch die heute noch vorhandenen Betriebsgebäude in der Bahnhofstraße errichten. Die Bauarbeiten gingen rasch voran, so dass die Gebäude bereits ein knappes Jahr später, am 22.Juni 1908, in Betrieb genommen werden konnten. Als Finanzier, Kaufmann und gelernter Brauer führte Rechberg die neue Bierbrauerei, unterstützt von ehemaligen Mitarbeitern der geschlossenen Bierbrauerei Ulrich.Gesellschaftsbrauerei Homberg Leuchtschild

Expansion und die Wirren der Kriegsjahre

Mit der Zeit und wachsendem Umsatz konnten weitere Mitarbeiter angelernt und eingestellt werden. Der Anfang war jedoch mühsam. Die Mobilität wurde erreicht mit 6 Pferden, welche die mit Getränken beladenen Wagen zu den Kunden auch im weiteren Umkreis zogen. Die überdurchschnittliche Qualität des Homberger Bräu trug mit dazu bei, dass der Transport nach einigen Jahren nur mit Pferden nicht mehr geleistet werden konnte. Im Jahre 1914 begann die Motorisierung und der erste LKW wurde besorgt. Wenig später begann der erste Weltkrieg. Obwohl viele Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen wurden und manche Grundsubstanzen zur Mangelware wurden, konnte der Betrieb einigermaßen aufrecht erhalten werden. Er überstand auch die Zeiten der Inflation mit der Entwertung des Geldes nach dem ersten Weltkrieg mit dem Kulminationspunkt 1923 sowie die Jahre der Weltwirtschaftskrise 1928 bis 1930 sowie die Krise in Deutschland bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933. Nach fast einem Vierteljahrhundert beendete J. Rechberg schließlich aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeiten für die wesentlich von ihm aufgebaute Gesellschaftsbrauerei Homberg.

Während des zweiten Weltkrieges sank der Umsatz verständlicherweise, die Brauerei überlebte aber auch diese Zeit.

Die große Markenpalette des Drei-Löwen-Bräu nach dem zweiten Weltkrieg

In den 50er und 60er Jahren stieg der Umsatz der Gesellschaftsbrauerei Homberg stark an. Es war allerdings nicht so, dass der Umsatz ausschließlich aus Bier, und hier aus Pils und Export bestand. Die Gesellschaftsbrauerei mit ihrer Marke Drei-Löwen war nicht nur mit ihrem Drei-Löwen-Bräu hoffähig; die Produktpalette entsprach durchaus der heutiger moderner Brauereien. Die bekanntesten Biere unter der Marke Drei-Löwen-Bräu waren natürlich das Homberger Pils und das Homberger Export, wobei das Export zu jener Zeit vermehrt getrunken wurde. Ich kann mich noch gut an die 60er Jahre zurückerinnern, als der Trend zu Pils erst langsam aufkam. Neben dem normalen Export gab es zusätzlich ein Spezial-Export. Vom Drei-Löwen-Bräu gab es auch ein Süßbier. Das Homberger Süßbier war ein einfachbier, welches unter Verwendung von Zucker und künstlichem Süßstoff hergestellt wurde. Für besondere Anlässe gab es das Homberger Doppelbock, ein besonderes Starkbier, wie es beworben wurde. Andere Starkbiere waren der Homberger Maibock sowie das Schloßberg Gold. In seiner Produktpalette verfügte das Drei-Löwen-Bräu auch über ein Märzen. Märzenbiere sind länger haltbare helle Biere. Sie besitzen aus diesem Grunde einen etwas höheren Alkoholgehalt. Zwei weitere Biere kann man durchaus als Besonderheit bezeichnen. Zum Einen gab es ein ganz besonderes Malzbier.

Das besondere an diesem „Echten Homberger Caramel-Malzbier“ war, dass es einen geringen Alkoholgehalt besaß. Es wurde unter Verwendung von reinem Zucker hergestellt und als „Ärztlich empfohlen“ beworben. Zudem sei es „extraktreich und blutbildend“. Lange, bevor andere Biermarken mit alkoholfreiem oder alkoholarmem Bier den Markt eroberten, gab es das Contramille Pils. Das Drei-Löwen-Bräu Contramille, „ein sehr bekömmliches alkoholarmes Bier“, wurde beworben mit „Mehrfach mit bestem Erfolg getestet“. In heutiger Zeit irritierend, aber auch schon fast belustigend ist die Werbung mit dem Reklamespruch „Sehr zu empfehlen für Geistesarbeiter und Kraftfahrer“. Dieser Werbespruch ist aus der damaligen Zeit zu verstehen, als es durchaus üblich war, mit einigen Bieren und vielleicht noch einem Kurzen mit dem Auto unterwegs zu sein. So war es auch nicht unüblich, dass mein alter mittlerweile verstorbene Hausarzt am Mittwoch, dem Tag für Hausbesuche auf den umliegenden Dörfern, bei jedem seiner Patienten ein Bierchen angeboten bekam und dies natürlich nicht ausschlug. Die Heimfahrt nach acht Hausbesuchen konnte so schon mit Schrammen am Auto enden. Es galt nun einmal die 0,8 Promillegrenze und diese Grenze erlaubte durchaus einige Bierchen aus einem 0,25 Liter Glas. Auf der Rückseite eines der hier abgebildeten Bierdeckel steht der „Warnhinweis“ aus §1 der Gaststättenverkehrsordnung:

1. Auch Autofahrer dürfen Bier trinken

2. Vier Glas (je 1/4 l) ergeben ca. 0,4 Promille

3. Gemächlich trinken und beim Bier bleiben

4. Etwas dazu essen

Aber kommen wir zurück zur Angebotspalette des Drei-Löwen-Bräu der Gesellschaftsbrauerei Homberg. Ein weiteres mir bekanntes Bier war das Homberger Hell, ein untergärigesBier gelbfarbenes Bier; der Alkoholgehalt konnte bis zu 6 % betragen. Natürlich bot die Gesellschaftsbrauerei Homberg auch alkoholfreie Getränke an. Da gab es zunächst das Drei-Löwen Citro-Orangeade-Fruchtsaft-Getränk, ein rein zuckergesüsstes Getränk, hergestellt „unter Verwendung des Saftes edler Südfrüchte“. Desweiteren gab es die Drei-Löwen Limonade mit natürlichem Zitronengeschmack, rein zuckergesüsst. Dass es im Nachkriegsdeutschland nicht nur Afri-Cola, die deutsche Version von Coca-Cola, gab, bewies die Gesellschjaftsbrauerei Homberg mit der Drei-Löwen Kola, einer „Limonade mit reinem Kola-Geschmack, coffeinhaltig und rein zuckergesüsst“.

Das Ende der Gesellschaftsbrauerei Homberg

Obwohl der Ausstoß der Brauerei immer größer wurde, verringerte sich kontinuierlich der Gewinn. Mit Beginn der 70er Jahre konnten über 40.000 Hektoliter Bier sowie etwa 5.000 Hektoliter Limonade verkauft werden. Der Anstieg der Nebenkosten und insbesondere der Löhne führten allerdings zum Ruf nach starken Partnern. Nachdem sich zunächst die Herkules-Brauerei aus Kassel am Stammkapital beteilgte, erfolgte im Jahre 1972 die Fusion mit der Binding-Brauerei aus Frankfurt. Für viele war diese Fusion allerdings eher eine Übernahme. In den Brauereigebäuden in der Homberger Bahnhofstraße etablierte sich eine Zweigniederlassung der Bindingbrauerei. Es gab noch eine Zeitlang die Flaschen mit den Etiketten der Gesellschaftsbrauerei Homberg; die Flaschen wurden in Mainz abgefüllt und enthielten allerdings bereits Binding-Bier.

Ein Tipp für Interessierte: In geringer Entfernung von Homberg gibt es ein interessantes heimisches Brauereimuseum, nämlich das Brauerei-Museum Malsfeld. Ich möchte mich zudem bei Kai Trinkus bedanken, der mir einige Fotos überlassen hat. Wer weitergehendes Interesse an der Geschichte der Stadt Homberg/Efze hat, sollte sich in die spannende Internet-Präsentation von Kai über die Historie Hombergs vertiefen.

1 response about “Gesellschaftsbrauerei Homberg”

  1. norbert jenfer said:
    Dem Autor eine E-Mail senden!
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    Sicherheitsfrage (Spamschutz):
    3 + 10 = ?

    war von 1961-1963 in stadt allendorf bei der bundeswehr(panzerkaserne).in der kantine gab es das bier von der homberger brauerei.ich kann heute noch das sehr gute bier von damals hervorheben.
    geschmacklich hervorragend.

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