Fotos und Fotoalben sammeln
Das Faszinierende an Fotos ist, dass mit einem Klick die gegenwärtige Situation festgehalten werden kann. Schon danach ist diese Situation Vergangenheit und kann in Zukunft für Zeit- und Geschichtsstudien herangezogen werden. Als solche Zeitdokumente gewinnen Fotos gerade in unserer schnelllebigen Zeit immer mehr an Bedeutung. Wo gestern noch Kühe grasten oder ein Acker bestellt wurde, grüsst heute die bunte Front eines Supermarktes; wo früher noch Altbauten der Gründerzeit, des Jugendstils oder gar Fachwerkensembles den Blick erfreuten, durchschneiden und trennen heute Verkehrstrassen die verbliebenen Wohnbezirke. Wenn diese Situationen nicht graphisch oder fotographisch festgehalten worden wären, wäre vieles unserer eigenen Vergangenheit weder vorstellbar noch reproduzierbar.
Der Beginn der Fotografie
Die Geschichte der Fotografie beginnt dabei in den frühen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts etwa zum Ende der Biedermeierzeit. Ihr Beginn fällt mit dem Beginn der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts zusammen, einer Zeit, die von vielen technischen Entwicklungen geprägt war und in welcher der Ruf vom Lande der Dichter und Denker sich auch im Bereich der Technik und der technischen Erfindungen etablierte. Die Entwicklung zum Foto fand allerdings nicht nur in Deutschland statt. Es war der französische Maler und Erfinder Louis Daguerre, dem es nach jahrelanger Vorarbeit im Jahre 1839 erstmals gelang, mit Hilfe von lichtempfindlichen versilberten Platten, die er mit Jod bedampfte und Quecksilberdampf zur Entwicklung, eine Situation fotografisch zu fixieren. Das Fixieren nach der Entwicklung geschah mit einer Zyankalilösung. Erst später kamen für diesen Arbeitsschritt spezielle Fixiersalze zum Einsatz. Die von Daguerre speziell entwickelte Kamera, die nach ihm benannte Daguerreotopie-Kamera, ähnelte dabei der berühmten „Camera obscura“, mit welcher sich allerdings keine Bilder fixieren ließen. Seine nun von ihm hergestellten Aufnahmen, die als Daguerreotypen in die Geschichte eingingen, ließen sich allerdings nicht reproduzieren; sie waren Positivunikate.
In der Gesellschaft der Gründerzeit schlug die Daguerreotypie jedenfalls wie eine Bombe ein. Die Abbildungen auf den versilberten Kupferplatten erwiesen sich für die nun überall entstehenden Ateliers zu einem großen Geschäft; bis zur Entwicklung dieser Fotografie-Technik konnten die damals so beliebten Portraits nur gemalt werden! Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Besitzer von Ateliers nicht nur Fotografen, sondern auch Maler waren!
Über William Talbot und Frederic Scott Archer entwickelt sich und reifte dann bis um 1850 das sogenannte Negativverfahren. Dieses erste Negativverfahren ist auch unter dem Begriff „Nasses Kollodiumverfahren“ bekannt geworden. Als geeigneter Negativträger entpuppten sich Platten aus Glas, auf welche eine lichtempfindliche Schicht aufgetragen wurde. Die Negativglasplatten konnten allerdings nur im nassen Zustand verarbeitet werden; die Belichtung dieser lichtempfindlichen Schicht musste noch im feuchten Zustand erfolgen. Zur Bearbeitung wurden etliche Chemikalien benötigt; die Aufnahmen mussten daher in der Regel im Atelier stattfinden. Dieses erste ausgereifte Negativverfahren ermöglichte allerdings die Entwicklung einer beliebigen Anzahl an Positivaufnahmen. Das umständliche chemische Procedere erforderte allerdings einen Fachmann.
Die unteren Fotos zeigen drei Visitkarten um 1880, Größen etwa 10 cm x 6,5 cm
Die Gelatinetrockenplatte leitete um 1880 den Übergang zum trockenen Negativverfahren ein. Diese Negativträger konnten bereits industriell gefertigt werden und für Aufnahmen außerhalb der Ateliers genutzt werden, ohne eine umfangreiche Chemikalienausstattung zu transportieren. Die Glasplatten waren bereits industriell fertig beschichtet und ähnlich wie die heutigen Kleinbildfilme lichtdicht verpackt. Mit der Gelatinetrockenplatte war der Fotograf einfach flexibler geworden. Auch ein Laie konnte damit umgehen. In Deutschland war es 1880 die „erste Berliner Bromsilber-Gelatine-Trockenplatten-Fabrik“, welche die Trockenplatten auf den Markt brachte.
Im Jahre 1890 schließlich verschaffte die Erfindung des Rollfilmes weitere Erleichterung und ermöglichte auch dem breiten Publikum die Möglichkeit des Fotografierens, zumindest theoretisch, den die Fotografiererei war doch eine recht teure Angelegenheit. Rollfilmnegative gab es in vielen Größen, wobei die Betonung auf „groß“ liegt. Denn die uns heute bekannten Kleinbildnegative gab es erst ab den 20er Jahren nach der Hausse der Portraitfotografie. Es war das Haus Leica, welches für diese Innovation stand.
Rückseiten von mehreren Visitkarten, sogenannten CDVs, um 1880, Größen etwa 10 cm x 6,5 cm
Portraitfotografie unter widrigen und giftigen Arbeitsbedingungen
Die allerersten nassen Negativverfahren eigneten sich für die Vervielfältigung ebensowenig wie die Daguerreotypie. Die Entwicklung ging allerdings rasend schnell weiter und schon bald besaßen die ersten Negativverfahren, wie oben beschrieben, die Möglichkeit der Vervielfältigung. Dies führte in Folge zu einem Anwachsen der Ateliers. Mit ein bißchen Phantasie kann man sich die damaligen Arbeitsbedingungen vorstellen. Eine einigermaßen für den täglichen Gebrauch konzipierte Glühlampe gab es ja erst ab etwa der Jahrhundertwende, also um 1900. Nur elektrifiziert waren die meisten Gebäude noch gar nicht; es existierten keine Stromleitungen. Wenigstens fünfzig bis sechzig Jahre mussten die Fotoateliers ohne elektrisches Licht auskommen. Dies bedeutet, man war auf das Tageslicht angewiesen. Die Lichtempfindlichkeit des Materials war nicht sehr hoch! Ein Blitzlichtgerät zur Unterstützung im heutigen Sinne gab es natürlich auch noch nicht. Hierfür wurden ersatzweise Chemikalien, zum Beispiel Magnesiumpulver, abgebrannt! Und dies in geschlossenen Räumen! Dazu kam der nahezu offene Umgang mit den zur Entwicklung der Fotos benötigten Chemikalien; diese reichten von Quecksilber über Phosphor bis hin zum Zyankali! Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Nur, unter diesen Bedingungen entwickelte sich die Portraitfotografie, wie ich sie im Folgenden beschreiben möchte.
Portraitfotografie
Die Portraitfotografie umfasste letztendlich einen Zeitraum etwa von 1850 bis nach dem 1. Weltkrieg. Warum überhaupt Portraitfotografie als erster Zweig der Fotografie? Die Antwort habe ich oben eigentlich schon gegeben. Es blieb, da im Freien das Fotografieren aufgrund des „nassen Kollodiumverfahrens“ kaum möglich war, zunächst nur die Fotografie im Atelier. Dies bedeutet, dass Landschaftsaufnahmen oder Urlaubsbilder, Schnappschüsse und so fort technisch überhaupt noch nicht möglich waren! Für das Atelier blieben also lediglich Personenaufnahmen oder Stilleben übrig. Und gerade nach Erfindung des Negativverfahrens wollte man natürlich sich selbst und Andere auf Platte bannen! Irgendwie liegt der Wunsch nach einem Selbstbildnis im Wesen des Menschen! Die Motive sind dementsprechend auch in den vielen Hinterlassenschaften ablesbar: es sind in der Regel Familienportraits sowie Abbildungen von Einzelpersonen wie Kindern, Frauen, Männern und während des Krieges von Soldaten. Auffällig ist, dass das Ambiente bei den Portraits immer sparsam gewählt war. Es war mal ein Stuhl, eine Blumenampel, ein kleiner Tisch oder gar nur ein Streifen bemusterter Tapete, welche nicht vom Probanten ablenkten, sondern sein Gewicht, seine Präsenz auf dem Portrait erhöhten. Entsprechend des Wunsches der Kunden oder auch dessen Berufes besaß ein Atelier verschiedenste Kulissen, welche einfach im Hintergrund ausgetauscht werden konnten. Das konnten Landschaftskulissen wie Berge, Seen, Wälder, verschiedenste Möbel oder auch Ortsbilder sein. Sogar Pferdeimitationen für Reitersleute soll es gegeben haben. Aufgrund mangelnder Lichtempfindlichkeit musste die aufnahmewillige Person oder Personengruppe mehrere Sekunden belichtet werden, mehrere Sekunden verharren, möglichst regungslos. Dafür gab es mannigfaltige Hilfsmittel; mal wurde der Kopf fixiert, mal wurde die Lehne eines Stuhles zur Hilfe genommen oder aber ein Pokal oder Ähnliches zur Fixierung des Armes durch Auflehnen erreicht.
Gegenüber der Daguerreotypie mit ihren teuren Silberplatten wurde bei den nachfolgenden Portraitfotos der Positivabzug auf sogenanntes Albuminpapier aufgebracht, was die Fotos insgesamt finanziell günstiger machte.
Die Rückseite des Kartons, auf welcher das Foto aufgebracht wurde, blieb bei den frühen Portraits leer. Mit Aufkommen der Reklame im Zuge der Gründerzeit und dem Einsatz von Lithografie und Chromolithografie in der Werbung wurden die freien Bereiche auf Vorder- und Rückseite der Kartons für eben solche Reklame benutzt. Die Zeit nach der Daguerreotypie wurde von folgenden Arten von Fotos geprägt.
Carte-de-Visite (CDV), Visitkarten
Da die Fotopapiere der damaligen Zeit, wie das besagte Albuminpapier, sich stark rollte, mussten die Positivabzüge auf Karton aufgetragen werden. Der verbreitetste Abzug hatte eine Größe von etwa 5,5 x 9 cm, welcher dann auf 6,5 x 10,5 cm großen Karton aufgebracht wurde. Die Größen können jeweils um einige wenige Millimeter abweichen; die genannte Größe war quasi internationaler Standard. Das Sammeln dieser kleinen Fotokartons war äußerst beliebt. Man schenkte sich gegenseitig sein Konterfei und sammelte eifrig Portraits bekannter Persönlichleiten. Die deutsche Bezeichnung Visitkarten lehnt sich an die französische Bezeichnung „Carte-de-Visite“ (CDV) an. Sie kamen in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts mit dem nassen Kollodiumverfahren auf, hatten ihre beste Zeit bis zum Beginn der 70er Jahre und hielten sich allerdings noch zuweilen bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Diese Visitkarten (CDV) konnten in eigens für sie geschaffenen Fotoalben gesammelt werden. Sie wurden dort eingesteckt. Der Sammeltrieb hatte damals das halbe Europa erfasst. Es müssen mehrere Milliarden solcher CDVs angefertigt worden sein! Als später im 20. Jahrhundert mit der Möglichkeit, auch außerhalb der Ateliers spannende Aufnahmen zu erstellen, das Interesse für diese Art von Portraits extrem nachließ, wurden viele Aufnahmen und Fotoalben entsorgt.
Kabinettfotos
Bereits um 1870 kam von England her kommend ein neues Format auf. Die Engländer nennen es „Cabinet Portrait“; bei uns sind sie als Kabinettfotos bekannt. Sie lösten weitgehend die CDVs als führendes Fotoformat ab, obwohl sie noch Jahrzehnte nebeneinander bestanden. Die neuen Glanzabzüge besaßen gleichsam ein quasi internationales Standardformat von etwa 10 x 14,4 cm. Sie wurden auf einen Karton von etwa 16,5 x 10,5 cm aufgebracht. Auch hier können die Größen um wenige Millimeter variieren. Die Kabinettfotos wurden anfangs noch im nassen Kollodiumverfahren gefertigt, mit Erfindung der Gelatinetrockenplatte dann allerdings mit diesem trockenen industrialisierten Verfahren.
Kabinettfoto mit einer älteren Dame, um 1890, Größe etwa 16,5 cm x 10,5 cm. Die Dame stützt sich auf einem Pokal ab. So fällt es leichter, die längere Belichtungszeit ohne Wackler zu überstehen!
Die Landschaftsfotografie kommt auf
Die größere Freiheit des trockenen Negativverfahrens, Kamera und beschichtete Platten mit nach draußen zu nehmen, war auch ein Wendepunkt in der Motivwahl. Aus den Zwängen des nassen Negativverfahrens, welches nahezu ausschließlich Atelierfotos zuließ, befreit, gerieten nun immer mehr Landschafts-, Freizeit- oder Städtebilder als Motiv in den Vordergrund. Die Kabinettfotos hielten sich ähnlich lang wie die Visitkarten; ab etwa 1900 setzte allerdings ein gewaltiger Bedeutungsverlust ein, als die Entwicklung der Ansichtskarten Fahrt aufnahm. Fotoansichtskarten ersetzten immer mehr die Kabinettskarten. Auch das Format der Ansichtskarten wich nicht wesentlich von der Größe der Kabinettskarten ab.
Stereofotografie
Bei der Stereofotografie wird ein Motiv zweimal aufgenommen, das zweite jedoch aus einem minimal anderen Winkel. Die beiden Aufnahmen sollen den Blickwinkeln unserer beiden Augen entsprechen. Das erste Bild ist letztlich für das linke Auge bestimmt, das zweite für das rechte Auge. Beim Betrachten der beiden nebeneinander aufgebrachten Fotos durch eine Spezialbrille soll ein Bild entstehen, welches dreidimensional wirkt. Rein physikalisch ist dies allerdings nicht möglich, da ja beide Bilder lediglich zweidimensional sind.
Entwicklung der Amateurfotografie
Streng genommen entwickelte sich die Amateurfotografie aus dem ersten Auftreten der vorgefertigten Trockenplatten. Dies geschah allerdings sehr zaghaft, denn das mitzuführende Equipment war doch sehr teuer und das Fotografieren trotzdem noch aufwändig. Daran änderte auch der Rollfilm zunächst wenig. Die ersten Rollfilme kamen fast gleichzeitig in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts mit den Trockenplatten auf den Markt, konnten aber an dessen Vormachtstellung nur wenig rütteln. Diese nun in Gegensatz zur Glasplatte biegsamen Negativträger aus Celluloid ergänzten allerdings die Amplitude der fotografischen Möglichkeiten nach und nach. Die Größe dieser Negativrollfilme variierte sehr; häufige Abmessungen waren 3 x 3 cm, 5 x 5 cm, 4 x 6 cm oder 6 x 9 cm und diese gibt es ja bis in die heutigen Tage. Der Rollfilm bot endlich die Möglichkeit, mehrere Bilder hintereinander zu schießen und nicht jedesmal, wie beim Plattenverfahren, die Kamera zu öffnen und mit einer neuen Platte zu laden. Wenn der Rollfilm mit Aufnahmen „voll“ war, wurde er mitsamt der Kamera zum Händler eingeschickt. Dort wurde er mit einem neuen Rollfilm bestückt und an den Kunden „fotografierbereit“ zurückgegeben. Natürlich ging zusätzlich zu dieser Entwicklung bei den Negativverfahren eine parallele Entwicklung bei den Kameramodellen einher, die ich allerdings an anderer Stelle beleuchten möchte.
Die Entwicklung der Rollfilme mündete schlussendlich im Kleinbildfilm, mit welchem wohl die meisten von uns angefangen haben, zu „knipsen“. Der Kleinbildfilm bedeutete endgültig das Ende der Plattenfotografie und emanzipierte die Fotografie von der Enge der Ateliers.
Dies hatte danach eine Zunahme an Amateurfotografen zur Folge. Da die Fotografie allerdings weiterhin sehr teuer blieb, verbreitete sich die Fotografie nur langsam in der Bevölkerung. Es waren schließlich Agfa, etwa mit der „Agfa Billy“ oder der „Agfa-Preis-Box“ und Kodak, welche mit billigen Rollfilmkameras die Wende herbeiführten. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges waren bereits 10% der Bevölkerung mit Kameras ausgerüstet.
Der Sammelort – die Fotoalben
Für alle Arten der zuvor beschriebenen Arten von Fotos gab es natürlich Alben zum Aufbewahren. Für die Visitkarten, die CDV-Fotos, gab es, wie auch für die Kabinettfotos, spezielle Einsteckalben, wobei der Einsteckraum auf die standardisierten Größen zugeschnitten war. Da die große Zeit dieser Fotos die Gründerzeit mit Historismus, der Jugendstil und kurze Zeit noch das Art Deco waren, existieren aus diesen Epochen auch einige sehr schön gearbeitete Fotoalben. Sie sind oftmals mit Ledereinband ausgestattet, dieser oftmals geprägt, floral oder ähnlich gestaltet und mit einer nicht selten versilberten Spange zum Öffnen und Verschließen versehen. Später ersetzte Stoff das Leder, verbreitet Leinen und bei teuren Exemplaren auch Seide. In der Zeit bis zum zweiten Weltkrieg wurde dann neben Leinen verbreitet Karton als Einband verarbeitet. Viele dieser kartonierten Fotoalben sind durch Schnüre zusammengehalten. Man hätte also theoretisch zusätzliche Blätter einlegen können. Irgendwie stellen sie altertümliche Vorgänger von Loseblattordnern dar.
An den Einbänden der Alben lassen sich zudem die jeweiligen Stilepochen ablesen.
Die abgebildeten Fotoalben: das mit den Schnüren stammt aus den 40er Jahren, das beige gemusterte aus den 50er Jahren, das bunte Album mit Kunststoff-Einband zeigt das typische 60er Jahre-Design und das bunt-beblumte stammt aus den 70er Jahren
Neben der erwähnten floralen Ornamentik des Jugendstils lassen sich die geometrischen Muster des Art Deco genauso wiederfinden wie das typische farbige Design der 50er und 60er Jahre. Diese Exemplare der Nachkriegszeit mit ihrem unverwechselbaren Stil zeichneten sich durch Kunststoff-Einbände aus. Um ein Zusammentreffen der Bilder zu vermeiden, sind die Alben mit Zwischenblätter aus transparentem Papier ausgestattet. So wird verhindert, dass die Oberschichten der Bilder sich durch chemische Prozesse verändern oder die Bilder zusammenkleben. Interessant sind auch die unterschiedlichen Techniken, mit welchen die Fotos in den Alben befestigt wurden. In den älteren entdeckt man häufig Schlitze in den Seiten, je nach Epoche einfache Schlitze oder auch mal geschwungene ornamentierte Mehrfachschlitze. Später kamen aufklebbare Halter auf; jeweils vier für jedes Foto wurden benötigt. Die Fotoecken konnte man in diese Halter einstecken.
Während die Fotoalben für Visitkarten und Kabinettfotos nahezu ausschließlich aus Portraits bestanden und eher wie eine Familienchronik, angereichert um andere Persönlichkeiten, daherkam, werden in den Amateurfotos der Kleinbildära eher Szenen von Festen oder aus dem Urlaub festgehalten. Alben für Kleinbildfilme gibt es weiterhin in allen Größen und Qualitäten, aber ihr Rückgang ist, wie auch nachfolgend beim Thema Fotos aufgezeigt, aufgrund der digitalen Entwicklung, absehbar. Die Entwicklung der Digitalfotos hat allerdings eine eine ganz pragmatische Entwicklung gefördert, Fotos zu einem Thema, sei es eine Familienfeier oder der letzte Urlaub, zusammenzufassen. Fotobücher zu bestellen ist dank des Internets über fotobuch-bestellen.de ein schneller und einfacher Vorgang. Man übersendet seine ausgewählten Lieblingsfotos zum entsprechenden Anbieter und bekommt nach kurzer Zeit das nach eigenem Wunsch zusammengestellte Fotobuch. Die neuen Drucktechniken machen es möglich.
Amateurfotos und professionelle Fotos
So wie die Visitkarten und die Kabinettfotos bereits der Vergangenheit angehören, so ist der Markt für Amateurfotos heute nahezu zum Erliegen gekommen. Der Trend zum digitalen Foto ist nicht mehr aufzuhalten. Digitale Fotos eignen sich auch nicht mehr zum sogenannten konservativen Sammeln. Digitale Fotos werden eher über soziale Netzwerke „geteilt“. Um so eher eignen sich die analogen Fotos, denen eine große sozial- und kulturgeschichtliche Dimension innewohnt, zum herkömmlichen Sammeln.
Zu diesen innewohnenden Dimensionen unser aller Amateurfotos: Besonders die Aufnahmen aus den 50er, den 60er und 70er Jahren faszinieren mich immer wieder. Irgendwie kommen da Bilder einer heilen Welt in Einem hoch, welche sehnenswert erscheint. Es sind zudem die Änderungen am Landschaftsbild, am Ortsbild, am innerstädtischen Bild, was immer wieder fasziniert. Man kann in der Retrospektive erkennen, welch einen Einfluss der Wohnungsbau oder Straßenbau, der Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf unser Wohnumfeld und die landschaftliche Umgebung gehabt haben. Ja, und die Autos damals, heute schon Oldtimer oder Youngtimer, die waren ganz einfach schöner, sie waren ästhetischer, während sie heute alle einem funktionalen Prinzip gehorchen. Heile Welt, wohin man schaut. Und irgendwie bunter; vielleicht kommt dies durch die bunteren Autos, die Vielfältigkeit der Reklame, der kleinteiligeren Landschaft. Irgendwie trifft dies alles zu und dokumentiert einen manchmal krassen Wandel zu heute. Deshalb wenden wir uns gern diesen alten Fotos zu.
Typische Aufnahmen aus den 60er Jahren. Mit dem Auto ging es über den Großglockner, wo Pause eingelegt wurde, nach Kärnten zum Urlaub im Steilwandzelt. Als Käpt’n vor dem Steilwandzelt. Beim Kurztrip nach Paris wurde geknipst, was man Nachbarn und Freunden zeigen wollte. Im Hintergrund das Objekt, davor die Personen: Wir waren da!
Auch wenn die Aufnahmen nicht hundertprozentig korrekt waren, sie waren aber bewusster aufgenommen. Wir damaligen Amateurknipser haben uns unsere Kulissen ganz bewusst ausgesucht und dann unsere Familie, Freunde und uns selbst in dieser Kulisse platziert. Man muss bedenken, ein Kleinbildfilm hatte nur Platz für eine begrenzte Anzahl Aufnahmen, – entweder für zwölf, für vierundzwanzig oder sechsunddreissig Aufnahmen. Da hieß es schon, etwas penibler mit der Wahl des Motives zu sein. Die Entwicklung des Filmes kostete schließlich das gleiche Geld, egal ob die Aufnahmen gut oder schlecht waren. Ganz im Gegensatz zur heutigen Digitalkamera, wo alles, was man vor die Linse bekommt, erst einmal fotografiert wird. Nach dieser Beliebigkeit wird dann bei passender Gelegenheit aussortiert und auf Festplatte gebannt. Meist werden diese digitalen Bilder nie wieder angeschaut.
Zumindest bei den Amateurfotos kann man ein nahes Ende voraussetzen, so dass wir es mit einem nahezu abgeschlossenen Sammelthema zu tun bekommen. In der professionellen Fotografie ist ein Ende allerdings nicht abzusehen und das Sammeln von Fotos besonders prominenter Fotografen bedeutet zusehends, sich in einem hochpreisigen Segment zu bewegen. Bei den Amateurfotos wird der Fokus des Sammlers wohl ganz entscheidend auf die geschichtliche Entwicklung, den Wandel des Orts- und Landschaftsbildes, Bereiche der Militaria oder Entwicklung der Technik gerichtet sein.