Sneakers – Turnschuhe
Was sind Sneakers?
Sneakers zu sammeln, gehört zu den neueren Leidenschaften unserer Gesellschaft. Der Begriff „Sneakers“ ist zwar schon sehr alt, in unserer heutige deutsche Gesellschaft ist er allerdings erst mit dem Gebrauch des „Denglisch“, also der sprachlichen Mischung aus Deutsch und Englisch, eingewandert. Als Sneakers wurden schon immer in den USA und in England solche Schuhe bezeichnet, die auf weichen Kautschuksohlen leise „schleichend“ daherkamen im Unterschied zu den doch eher lauteren Ledersohlen. Solche leisen und auch weicheren Sohlen wurden vorwiegend im Sportbereich verwendet, weshalb man solche Schuhe auch als Sportschuhe oder auch Turnschuhe benamte. Als Turnschuhe sind sie auch in Deutschland bekannt geworden.
Etwas zur Geschichte
Erste Formen von Sneakers soll es schon seit mitte des 19. Jahrhunderts gegeben haben. Man ist sich allerdings einig, dass der Beginn des modernen Turnschuhs wohl um die 20er Jahre des 20.Jahrhunderts lag. Die US-Firma „Converse“ brachte die beiden wichtigsten Materialien zusammen: Kautschuk für die Laufsohle sowie Segeltuch für die übrigen fußbedeckenden Teile. Seit 1916 kannte man bereits Keds Champions aus dem Jahre 1916. Die Sneakers von Converse aus dem Jahre 1923 kamen als All-Star Non Skid auf den Markt. Der All-Star Non Skid wurde noch im selben Jahr von Chuck Taylor, einem damaligen Basketball-Star aufgepäppelt und nannten sich nun „Chuck Taylor All Stars„. Diese Chucks wurden zum Verkaufsklassiker schlechthin; kein Schuh wurde bis dato mehr verkauft und keiner hat diese seine ursprüngliche Form, sein ursprüngliches Design, so wenig verändert.
Turnschuhe waren schon in den 60ern Kult
In meiner Schulzeit während der 60er Jahre kannte man den Ausdruck „Sneakers“ noch nicht. Aber man begann, besonders zu Beginn der Protestzeit, Turnschuhe zu tragen. Bis dahin benutzte man Turnschuhe im Turnunterricht oder im Sportverein. Das Tragen von Turnschuhen als Alltagsschuhe galt auch als Zeichen des Protestes gegen die doch recht altbackene Kleidungswelt der Eltern, welche sogar noch eine strenge Differenzierung zwischen Wochentags- und Sonntagskleidung pflegte. Es war aber nicht nur allgemeiner Protest; das Tragen von Turnschuhen hatte auch etwas Lässiges, Pflegeleichtes, Bequemes und es passte irgendwie zu den Jeans, Jeansjacken, Lederjacken oder Cordhosen. In den 70er Jahren wurden das Tragen von Turnschuhen dann schon zur Alltäglichkeit. Diese Alltäglichkeit und Normalität fand ihren Höhepunkt im Jahre 1985, als Joschka Fischer in Hessen zum Minister vereidigt wurde, zum ersten Minister in Turnschuhen! Was für ein Affront! In den folgenden Tagen wurde die ganze Spießigkeit der Tagespresse über den „Turnschuhminister“ ausgekübelt.
Der Turnschuh erobert die Alltagswelt
Dass der Turnschuh sich allmählich von seinen ursprünglichen Funktionen löste, erkannte man daran, dass sich ein neuer Begriff manifestierte; der Turnschuh mutierte zum „Sportschuh“. Dieser Begriff kam nicht von ungefähr. Die Werbung der damaligen Zeit hatte schließlich den „sportlichen Menschen“ erfunden. Sportlichkeit wurde beworben. Als ich mich schließlich nach meinem Studium wieder den normalen Lederschuhen als Alltagsschuhen zuwandte, fingen nun meine Söhne an, Turnschuhe zu tragen. Viele Sammler können sich vielleicht an jene Zeit erinnern. Die Turnschuhe der Kids wurden immer klobiger; ganz schick war es, die Schuhe noch nicht einmal mehr zuzubinden. Die Schnürsenkel baumelten an der Seite, der Turnschuh, der so langsam auch als Sneaker bezeichnet wurde, wurde offen getragen!
Mittlerweile sind die Sneakers im Alltagsleben angekommen. Mit Protest hat das Tragen von Sneakers kaum noch etwas zutun, eher mit Bequemlichkeit und fast noch mehr, besonders bei den jüngsten Trägern, mit Markenkult. Ich kenne nicht wenige Menschen in meinem Bekanntenkreis, welche eine ganze Sammlung Sneakers ihr Eigen nennen. Manche treiben den Kult so weit, dass sie sich für besondere Events das jeweils passende Paar Sneakers zulegen.
Das große Geschäft für die Industrie
Die bekannten Hersteller wie Adidas, Puma, Nike, Converse bieten heute eine Unzahl an Designs. Viele Designs orientieren sich an den alten klassischen Stilen, die auch als Retros wieder aufgelegt werden, andere sind derart überdesignt, dass sie kaum noch als Sportschuhe erkennbar sind. Die Beschreibungen erinnern eher an irgendwelche Hightech-Ware als an ein tägliches Gebrauchsstück. So bewirbt die Firma GEOX einen ihren Sneaker mit „höchstem Design- und Performanceniveau, einer Kombination aus Net Breathing System und Inner Breathing System für die Temperaturregulierung sowie 3D Performance Unit für Flexibilität, Stabilität usw.“ Der Kult um die Sneakers wird zusätzlich angetrieben von limitierten Auflagen, um die die Sammler Schlange stehen. Überhaupt ist es bei ernsthaften Sammlern üblich, sich zwei Paar Sneakers zu kaufen. Das eine Paar wird getragen, das andere wird ungetragen gesammelt, natürlich „NIB„, also New in Box!
Links im Bild meine aktuellen Sneakers, der Nike Free
Sneakers tragen ist nicht nur Kult; ein ganzes Lebensgefühl drückt sich darin aus. Das zeigt sich vor allem im Sport-Business. Längst findet man die Sneakers nicht mehr nur bei Marathon-Läufern oder im Fitnessstudio auf dem Laufband. Trainer und Manager laufen oftmals mit Sneakers herum, auch wenn darüber ein teurer Anzug getragen wird. Kein Wunder, denn für einen solchen Job muss man eine entsprechende Sportbegeisterung mitbringen. Das sieht man schon im Studium, beispielsweise wenn im Bachelor Sportmanagement nicht nur die Sneakers zum Standard-Outfit gehören, sondern auch die Sporthose und das Trainings-Shirt im Hörsaal allgegenwärtig sind.
Bekannte Sneakers
Der bekannteste Sneaker dürfte der Converse All Star sein; er wurde bisher mehr als 600 Millionen mal verkauft und ist wohl der erfolgreichste Turnschuh aller Zeiten. Nachgefragt sind außerdem immer wieder die Klassiker, welche permanent neu aufgelegt werden wie zum Beispiel die Adidas Superstars oder die Supergas. Gefragt natürlich auch immer solche Sneakers, die in Zusammenarbeit mit Sportgrößen kreiert wurden. Beste Beispiel sind der Nike Air LeBron James oder der Nike Air Jordan 1 aus dem Jahre 1985. Ich selbst trage heute am liebsten einen etwas minimalistischeren Turnschuh, nämlich den Nike Free.