Spitzenbilder Spitzenpapier Papierspitze
Ich möchte an dieser Stelle ein Sammelgebiet vorstellen, welches eher zu den Nischen auf dem Sammelmarkt zu zählen ist, – nämlich Spitzenbilder. Von meinen ersten Flohmarktbesuchen Anfang der 70er Jahre sind mir die Spitzenbilder noch in vager Erinnerung. Vage, weil mein Fokus damals noch recht einseitig auf Blechspielzeug ausgerichtet war.
Was sind Spitzenbilder
Spitzenbilder sind kleine Andachtsbilder oder auch Heiligenbilder aus Papierspitze. Aber selbst mit diesem Begriff Papierspitze mögen vielen Lesern schon nichts anfangen können. Nun, jedem dürften die Spitzendeckchen von Oma noch bekannt sein. Wahrscheinlich besitzen sogar viele noch einige dieser kleinen Kleinode. Spitzendeckchen sind in der Regel aus Stoff hergestellt, gehäkelt oder auch industriell gefertigt. Ich habe zur Illustration ein Foto mit verschiedenen Spitzendeckchen aus unserer Wühlkiste nebenan gestellt. Es handelt sich allerdings um sehr einfache Spitzendeckchen. Aber sie dienen ja nur zur Illustration! So wie diese Spitzen aus Stoff bestehen, gab und gibt es Spitzen aus Papier. Auf einem Foto würde man sie nur schwer unterscheiden können. Ich denke, dass diese textile Spitze Pate stand bei der Erfindung der papierenen Spitze.
Papierspitzen wurden besonders zur Kaiserzeit gerne in vornehmen Cafes, in Konditoreien oder Konfiserien verwendet. Sie fanden auch Verwendung bei festlichen Anlässen.
Der Begriff „spitze“ selbst stammt aus dem Mittelhochdeutschen des 11. bis 14. Jahrhunderts und bedeutet soviel wie „Garngeflecht“. Ein Garngeflecht ist ein Geflecht aus Garn- oder Stofffäden, wobei die Fäden nicht eng miteinander verwebt sind, sondern Abstände oder Löcher zwischen sich bilden. Die Motiv bildenden Löcher oder Abstände zwischen den Fäden sind also das Charakteristische einer Spitze!
Alte Spitzenbilder sind selten
Spitzenbilder sind überwiegend Heiligenbilder auf Papier, gerahmt mit filigranem Spitzenpapier. Die Bilder selbst sind natürlich nicht durchbrochen, sondern lediglich der Rest des Bildes besteht aus Spitze. Sie sind nicht übermäßig groß; die Höhe kann zwischen 10 und 15 cm liegen, die Breite zwischen 4 und vielleicht 7 cm variieren. Es sind allerdings keine festen Größen normiert.
Solche Spitzenbilder gelten schon lange nicht mehr als Kitsch und es gibt sie schon lange nicht mehr auf dem Flohmarkt. Zu Beginn der 80er Jahre habe ich das letzte mal eines auf einem Flohmarkt in Frankfurt gesehen. Ihr Weg hat sie in die Antiquariate und die Antikgeschäfte geführt.
Die hohe Zeit der Spitzenbilder war das Barock sowie das folgende Rokoko. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden sie vornehmlich in Klöstern von zumeist Nonnen hergestellt. Diese kostbaren Spitzenbilder bestanden oftmals aus Pergament. Das Motiv wurde mit viel Mühe handgemalt auf das Pergament-Papier aufgebracht, das Pergament dann handgeschnitten. Die Malerei wurde oftmals in Gouache-Technik, einer Technik zwischen Öl- und Aquarellmalerei, welche sich zum Bemalen von Papier, Pappe und Pergament eignet, ausgeführt.
Die verschiedenen Techniken
Dieser Handschnitt ist überhaupt kennzeichnend für die alten kostbaren Spitzenbilder, welche von den Klöstern oftmals als Geschenke an hohe Kirchenpersonen oder Adlige ausgegeben wurden. Geschnitten wurde mit sehr spitzen Klingen sowie mit einem Stichel, der in der Fachsprache Canivet genannt wurde. Mit Säkularisierung, Aufklärung, der damit verbundenen Auflösung von Klöstern auch noch zur Zeit des Biedermeier und der dann einsetzenden industriellen Revolution ging die hohe Zeit des Heiligenbildes, der Spitzenbilder vorüber.
Die neuen Drucktechniken beschleunigten den Herstellungsprozess ganz gewaltig und den Spitzenbildern des 19. Jahrhunderts ging nicht nur die Handmalerei, sondern auch die manuelle Schnitttechnik mit Klinge und Canivet verloren. Mit dem Bedeutungsverlust der Kirche konnten nun auch weltliche Motive auf den Spitzenbildern Verwendung finden.
Anstelle der Schnitttechnik trat die Stanztechnik. Diese Form der Industrialisierung ermöglichte es nun, mehrere Bilder mit dem gleichen Motiv relativ schnell herzustellen. Trotzdem war es eine hohe Qualität, welche etwa bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hielt. Papierspitze bedeutete in der Gründerzeit oftmals noch Luxuspapierproduktion.
Die Stanzung der Spitzenbilder erfolgte, indem man das gewünschte Motiv in eine Platte aus Eisen eingravierte. Anschließend wurde die Platte mit der Gravur mit dem Papier durch zwei Walzen getrieben. Bei diesem Vorgang wurden mehrere Exemplare ausgestanzt. Doch auch jenes Stanzwerkzeug der Gründerzeit musste bald moderneren Stanzmaschinen Platz machen.
Die ersten maschinell hergestellten Spitzenbilder wurden in Prag produziert. Andere Produktionszentren entstanden in Einsiedel, Paris, Nürnberg, Augsburg und Wien.
Die Qualität wich immer mehr der Quantität. Der Anteil an Spitze am Gesamtbild nahm immer mehr ab und trug zu dem Bedeutungsverlust der Spitzenbilder bei. Gute Spitzenbilder kann man sich fast nur noch im Museum betrachten; um sie zu erstehen, muss man sich schon auf spezielle Auktionen begeben.
November 12th, 2016 at 14:13
Hallo
Wer kann mir, bitte weiterhelfen habe Spitzenbilder,Papierspitze ??!!gefunden aber ohne Motiv Auf eine positive Nachricht würde ich mich freuen..