Alte Küchenuhren sammeln
Historische Zeitmesser liefern Vorbilder für die Vielfalt der Küchenuhren
Wenn wir über alte Küchenuhren sprechen, müssen wir in die Geschichte des Uhrmacherhandwerks eintauchen. Diese ist reich an kuriosen Erfindungen und ungewöhnlichen Ideen. Der Ehrgeiz der zu ihrer Zeit als Künstler und oft genug sogar als Magier angesehenen Konstrukteure früherer Jahrhunderte war es, die ihnen zur Verfügung stehende Technik zur Messung der Zeit in einer ästhetischen oder doch wenigstens originellen Form zu präsentieren. Legendär wurden neben den komplizierten astronomischen Uhren Ausnahmeexemplare wie die arabische Automaten-Elefantenuhr des 13. Jahrhunderts. Die Konstrukteure machten sich für den ausgeklügelten Mechanismus in Gestalt eines lebensgroßen Rüsseltiers Wasserkraft zunutze. Mit der Erfindung der Pendeluhren im 17. Jahrhundert wurde es schließlich möglich, kompaktere Räderuhrwerke zu bauen, die in Stand- und Tischuhren untergebracht werden konnten. Der Einsatz von Gold, Emaille und anderen Materialien erlaubte es, auch kleinere Konstruktionen wie Taschenuhren in fantasievollen Gehäusen anzubieten. Accessoires wie Edelsteine dienten als Dekor. Mit der Kuckucksuhr schufen Schwarzwälder Uhrenmanufakturen im 18. Jahrhundert dann eine Pendeluhr, die zum Klassiker wurde und zugleich neue originelle Bauformen und Dekore anregte, wie sie insbesondere bei Küchenuhren zu finden sind.
Küchenuhren inspirieren Designer zu originellen Entwürfen
Die weiter voranschreitende Miniaturisierung der Technik sowie der Einsatz neuer Materialien wie Kunststoff sorgte dafür, dass originelle Uhrmacher und Designer Fantasie und Witz in ihren Kreationen ausleben konnten. Und besonders Küchenuhren scheinen die Gestalter zu inspirieren. Der Grund: Sie haben einen Platz im Haus, der zahllose Bezüge zu den Themen Lebensmittel, Kochen, Essen und Getränke zulässt. Für passionierte Sammler sind daher oft gerade diese ursprünglich vor allem als praktische Zeitmesser gedachten Uhren von großem Interesse. Kaum eine andere Uhrenart bietet beim Sammeln eine so breite Vielfalt der Formen und Motive wie Küchenuhren.
Küchenuhren als Wanduhren und Kurzzeitmesser
Da es beim Kochen und Backen meist um genaue Garzeiten geht, müssen diese mit einem schnellen Blick überprüft werden können. Deshalb werden die meisten Küchenuhren als Wanduhren gebaut, die in der Küche prominent platziert werden können. Ein großes Zifferblatt ähnlich der Großuhren auf Bahnhöfen oder öffentlichen Plätzen sorgt dafür, dass die Stundenzahlen stets gut erkennbar sind und sich selbst aus einiger Entfernung noch mit einem Blick ausmachen lassen. Und weil es in einer Küche dampft und brutzelt, ist eine Küchenuhr in der Regel mit einem festen oder bei älteren Modellen manchmal auch aufklappbaren Glasdeckel ausgestattet. Der soll das Zifferblatt und die Zeiger der Küchenuhr vor Fett und Schmutz effektiv schützen. Ihre Energie bezieht die Küchenuhr seit den 1960er Jahren aus einer in der Rückwand verbauten Batterie. Eine besondere Form der Küchenuhr stellen Modelle dar, die mit einem Kurzzeitmesser kombiniert sind. Auf diese Weise kann der integrierte Wecker ein Signal geben, wenn die bis zu 60 Minuten einstellbare Zeit abgelaufen ist. Weitere Sonderformen sind Küchenuhren als Tischuhren, die etwa in Waagen oder in anderen Küchenutensilien eingebaut sind.
Die Klassische alte Küchenuhr der 1930er bis 1960er Jahre ist bereits rar
Bis in die 1960er Jahre hinein konzentrierten sich die Hersteller von alten Küchenuhren vornehmlich auf klassische Formen und Farben. Vor der Zeit der batteriebetriebenen Uhren wurde das typische Modell mit einem Aufziehuhrwerk versehen, das in einem weißen oder eierschalenfarbenen Metallgehäuse ohne Zierrat oder in schlichten Holzgehäusen verbaut war. Wie bei vielen Sammelobjekten aus dem Alltag, sind gut erhaltene Originale aus den 1930er bis 1960er Jahren heute inzwischen durchaus selten. Einige Hersteller haben den Stil der 1950er Jahre jedoch kopiert und bieten wieder Küchenuhren im Retro-Look an.
Absolute Raritäten stellen Küchenuhren noch früherer Jahre dar, die als Pendeluhren mit Holzgehäuse hergestellt wurden und etwa im holländischen Stil bemalte Keramikzifferblätter besitzen können. In der Tradition bemalter Wandteller gestaltete Küchenuhren gehören ebenfalls zu den ältesten erhaltenen Modellen dieser Uhrengattung.
Bemalte Küchenuhren aus Keramik und Motivküchenuhren
Bemalte Keramik zählt auch bei den moderneren batteriebetriebenen Küchenuhren mit klassischem Rundgehäuse oder anderen Ausformungen noch immer zu den beliebtesten Gestaltungsweisen. Mit den Motivuhren bietet sich dem Sammler somit eine besonders große Vielfalt unterschiedlicher Modelle. Bunte Blumenranken, mediterrane Motive wie Olivenzweige, Gemüse in Pastelltönen oder Windmühlen im Delfter Stil bestimmen hier die farblich eher zurückhaltende Optik. Einen höheren Wert erhalten solche Exemplare vor allem dann, wenn sie von Hand bemalt sind. Knallig bunt wird es bei farbigen Keramikgehäusen, die etwa in den 1970er Jahren angesagt waren und die mit farblich entsprechenden roten, grünen oder blauen Zifferblättern kombiniert sein können.
Kitsch und Witz machen den Reiz figürlicher Küchenuhren aus
Darüber hinaus haben Sammler die Wahl unter zahlreichen figürlichen Küchenuhren, bei denen die originellen Formen im Mittelpunkt stehen. Zu den dankbarsten Sammelobjekten des Genres gehören Modelle, die mit Witz und Kitsch Akzente setzen. So haben sich die Designer Küchenuhren in der Form von Kaffeemühlen, Teekannen, Tassen, Fischen, Katzen, Zitronen oder Häusern einfallen lassen. Und auch in einer umgenutzten Bratpfanne lässt sich die Küchenuhr unterbringen. Überdies bevölkern Koch-, Bäcker- oder Gärtnergestalten das Segment der figürlichen Küchenuhren.
Designer-Küchenuhren sind ein Schmuckstück der Sammlung
Die sogenannten Designer-Küchenuhren dürfen sich erlauben, auch mal einige Grundprinzipen des Küchenuhrenbaus zu verletzen. Ein vor Schmutz und Ablagerungen schützender Glasdeckel passt eben weder optisch noch konstruktionsbedingt zu einer Küchenuhr, bei der ein Ring aus Gabeln und Löffeln sternenförmig das Zifferblatt umgibt. Auch bei Küchenuhren aus zugeschnittenem Plexiglas kommt es eher auf den pfiffigen Entwurf des Dekors als auf die Alltagstauglichkeit an. Dem Sammler kann das nur zu Gute kommen, denn auf diese Weise erlauben es ihm die ausgefallenen Entwürfe der Designer-Küchenuhren, der Sammlung ein wahres Schmuckstück hinzuzufügen.
Alte Küchenuhren mit Reklame und Großküchenuhren
Gleiches gilt für die Werbeuhren, die von Unternehmen in Auftrag gegeben werden oder bei denen der Designer alte Reklamemotive als Grundlage für den Entwurf des Zifferblatts genommen hat. Im aktuellen Trend liegen im Stil von Großuhren gefertigte Küchenuhren, die ohne Gehäuse und ohne Glasabdeckung aus dünnen Metall- und Holzplatten entworfen werden. Die bedruckten Oberflächen des überdimensionierten Zifferblatts imitieren oft eine Risslackoptik im Antikstil. Darüber hinaus gibt es hier Modelle mit Motiven wie Blumen, Gräsern oder Gemüsen. Auch französisch- oder englischsprachige Titel dekorieren diese für den Aufbau oder die Ergänzung einer bestehenden Sammlung überaus geeigneten Küchenuhren. Einziger Nachteil trotz der schönen und edel wirkenden Optik: Der Sammler braucht etwas mehr Platz, um die Großuhren ansprechend in seiner Sammlung neben den klassischen und kuriosen Küchenuhren präsentieren zu können.
siehe auch
Mai 26th, 2014 at 6:56
Hallo…
Habe eine alte Küchenuhr (Zustand ist sehr-gut) gefunden. Küchenuhr in einem Keramikgehäuse, mit Pendel. Vermutlich um 1960… Kann mir jemand zu dieser Uhr etwas sagen? Geschichte? evtl. Herkunft? Ich habe Fotos davon, die ich auch versenden würde.
LG
Mai 12th, 2014 at 11:23
Gibt es noch Ersatzteile für die Junghans-Küchenuhr Max Bill, Eieruhr-Schalter, Bitte um Antwort! Oder eine mögliche Bezugsquelle?
Vielen Dank
Valentin Gerstberger