Visitenkarten, Geschäftskarten, Besuchskarten sammeln
Unter den vielen Sammelgebieten fristet das Sammeln von Visitenkarten eher ein Nischendasein. Nichtsdestotrotz ist das Sammeln dieser Kärtchen ein sehr interessantes Hobby, geben ihre Gestaltung und Texte doch Auskunft oder doch zumindest einen Einblick in die Geschäftswelt, feinere Gesellschaft und Standespersonen über mehr als 350 Jahre. Auch die Geschichte der Grafik spiegelt sich auf diesen auch Besuchskarten oder Geschäftskarten genannten Visitenkarten.
Geschichte der Visitenkarte
Zur Geschichte der Visitenkarte lässt sich zumindest sagen, dass sie in den höfischen und Geldkreisen des Barock zum guten Ton gehörte. Zumindest kannte man sie bereits in den höfischen Kreisen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Ob man Vermutungen glauben kann, welche die Entstehung schon in die Zeiten der alten Römer oder Ägypter legen, soll jedem Einzelnen überlassen bleiben. Andere Vermutungen legen die Erfindung der Visitenkarte in das China des 14. und 15. Jahrhunderts. Dort sollen die Visitenkarten so groß gewesen sein, dass sie von einem Lakaien separat getragen werden musste. Für mich bleibt die Geschichte der Visitenkarte jedoch immer untrennbar verbunden mit der Erfindung des Buchdruckes von Johannes Gutenberg um das Jahr 1450.
Der weitere Fortschritt
Die Buchdruckerkunst entwickelte sich im 16. und 17. Jahrhundert immer weiter. Der Fortschritt auf diesem Gebiet und der Grafik allgemein erlaubte wohl bald auch den Druck unterschiedlicher Papierformate, so auch den Druck kleinerer Formate für solche höfischen Besuchskärtchen. Natürlich konnte auch die jeweilige Mode oder Stilrichtung bedient werden. So fanden zu den Zeiten des Sonnenkönigs, des „roi-soleil“, barocke Verzierungen Anwendung, später flossen Stilelemente des Rokoko ein. Die Hochzeit des Klassizismus um das Jahr 1800, jenes Sehnen nach der Antike, brachte dann auch antike Elemente, antike Verzierungen auf die Karten. Um diese Zeit waren auch geprägte Karten (Prägedruck) sehr in Mode. Bis etwa um das Jahr 1830 wurde bei der Herstellung vorwiegend die Tiefdrucktechnik des Kupferstichs angewendet. Nachfolgend in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde zunehmend das Flachdruckverfahren des Steindrucks, uns heute besser geläufig als Lithographie, angewendet. Als Hochzeit der illustrierten Visitenkarte kann man die beiden letzten Jahrzehnte vor der Jahrhundertwende 1800 sowie die beiden folgenden Jahrzehnte einschätzen. Danach verloren sich Inhalte und gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch Schnörkel und Verzierungen auf den Karten.
Die Größe der Karten
Die Größe der Karten variierte sehr; im Deutschland der Kaiserzeit wurde allerdings sehr darauf geachtet, dass der Kaiser sein eigenes Format besaß. Es war mit 12 x 8 cm selbstverständlich das Größte der gängigen Formate. Die „Herrengröße“ der damaligen Zeit betrug 10,5 x 6,5 cm, die für Damen 8 x 5 cm. Nach der Kaiserzeit variierte die Größe der Karten sehr. Die abgebildete Besuchskarte der Firma Blechschmidt hat zum Beispiel ein Format von 15,2 x 9,5 cm. Um 1940 gab es bezüglich der Visitenkarten eine DIN-Norm; sie schrieb das Format 10,5 x 7,4 cm vor. Ich kann nicht behaupten, dass man sich strikt an diese Norm gehalten hat. Auch die heutigen Größen sind unterschiedlich; sie nähern sich allerdings sehr dem üblichen Scheckkarten-Format.
Funktion der Visitenkarten, Geschäftskarten und Besuchskarten
Wie schon erwähnt, gehörten solche Karten in der feineren Gesellschaft zur Etikette. Von den höfischen Kreisen Frankreichs ausgehend fand die Visitenkarte dann auch den Weg nach Deutschland. Mit den Karten, ob nun Visitenkarte oder Besuchskarte, kündigte man in der Regel Gleichgestellten seine Aufwartung an. In solch hohen Kreisen gehörte es zudem zum guten Ton, dass der Diener die Visitenkarte in Empfang nahm, möglichst auf einem Tablett, um sie anschließend dem Herrn des Hauses vorzulegen. Der Karte des Besuchenden waren Name und zumeist auch noch die Adresse zu entnehmen; um demjenigen, dem man seine Aufwartung machte, auch noch über den Behuf seines Besuches zu informieren, wurde oftmals in Abkürzungen der Grund handschriftlich mit angegeben. Da die höfische Sprache ehedem französisch war, beziehen sich die Abkürzungen auch auf französische Redewendungen. Karten, welche noch solche handschriftlichen Kürzel aufweisen, werden sehr gesucht. Ich möchte im Nachfolgenden einige dieser Kürzel und ihre Bedeutung aufzeigen:
p.c. pour condoler um zu kondolieren
p.p.p. pour prendre part um Teilnahme auszudrücken
p.f. pour feliciter um Glückwünsche auszurichten
p.m. pro memoria um sich in Erinnerung zu bringen
p.r. pour remercier um für etwas zu danken
Ein kleiner Abstecher nach Amerika
Abschließend sei noch ein kleiner Blick über den großen Teich nach Amerika geworfen. Natürlich war die europäische Mode auch hier nach einiger Zeit angekommen. Aber wie wir es von den Nordamerikanern kennen, hat man sich um Konventionen, die sich aus der gesellschaftlichen Etikette ergaben, nie so recht gekümmert. An der Gestaltung der Karten wurde dies offenbar: die Gestaltung und Illustration sprang alle bisher gekannten Konventionen. Je höher der gesellschaftliche Stand, um so reicher und aufwendiger war die Illustration; selbst mehrfarbige Karten eroberten den Markt. Insbesondere Geschäftsleute bevorzugten eine hohe gestalterische Qualität. Oftmals wurde der Betrieb, die Fabrik, in welchem Auftrag man unterwegs war, auf den Karten sehr detailliert grafisch dargestellt. Natürlich kam diese Art der Handhabung mit einer zeitlichen Verzögerung wieder nach Europa zurück. Die Visitenkarte als Etikette einer gehobenen Gesellschaftsschicht hat heute an Bedeutung eingebüßt. Verbreitet sind Visitenkarten heutzutage überwiegend im geschäftlichen Bereich, wo sie immer noch zum guten Ton gehören. Die grafische Darstellung ist nahezu einheitlich einfach und übersichtlich; wer auf sich hält, kann dies dadurch zum Ausdruck bringen, dass die Karten nicht aus einfachem Karton produziert werden, sondern zum Beispiel aus Büttenpapier hergestellt werden.
Visitenkarten können vielfältig genutzt werden
Auch wenn Visitenkarten immer noch hauptsächlich im geschäftlichen Kontext genutzt werden, um Kontaktdaten auszutauschen, können die kleinen Kärtchen noch viel mehr. Heutzutage sind der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt und man kann Visitenkarten durchaus als Gutschein oder Coupon verwenden. Vor allem wenn Dienstleistungen angeboten werden, beispielsweise von Musikern, Friseuren oder Auto-Mechanikern, kann gegen Vorlage der Visitenkarte ein Rabatt gewährt werden. Das motiviert potenzielle Kunden dazu, die Visitenkarte zu behalten und erhöht das Zustandekommen einer Geschäftsbeziehung.
Visitenkarten sind nicht ausschließlich ein Mittel zum Austausch von Kontaktdaten; sie können vielfältig eingesetzt werden. Durch den kreativen Gebrauch von Visitenkarten kann man sich von der Masse abheben und sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich dafür sorgen, im Gedächtnis zu bleiben.
Mai 12th, 2019 at 16:03
ich verschenke 50 verschiedene visitenkarten